God‘s own country

Die Vereinigten Staaten von Amerika (kurz: die USA, noch knapper: Amerika) sind die gläubigste der Demokratien – was mit deren konstitutiver Rede- und Religionsfreiheit zu tun haben mag. Zum Selbstverständnis des Landes zählt, es als „God’s own country“ (etwa: Gottes Heimat) zu sehen.

Fast die Hälfte der Landesbewohner glaubt, dass die Bibel buchstäblich wahr ist. 150 Millionen US-Amerikaner, das heißt drei Viertel der Gesamtbevölkerung, bekennen sich zum Christentum (davon sechzig Millionen zur katholischen Kirche), sechs Millionen zum Judentum, acht Millionen zum Islam und vierhunderttausend zum Buddhismus.

Auf dem freien Markt der Religionen treten heute allein 250 verschiedene christliche Formationen miteinander in Wettbewerb. Zu nennen sind vor allem protestantische Zweige aller Schattierungen, die um Mitglieder werben: Baptisten, Methodisten, Lutheraner und Presbyterianer.

Nur zehn Prozent davon gehören im eigentlichen Sinne fundamentalistischen Richtungen an. Aber selbst wenn das Gros der liberalen Amerikaner in einem anderen (oder gar keinem) metaphysischen Raum lebt als christliche Fundamentalisten, haben Letztere doch immensen Einfluss auf die gesellschaftliche Kommunikation.

Evangelikale, vor allem die aus der Southern Baptist Convention oder der National Association of Evangelicals, bilden heute den aktivsten religiös motivierten Wählerstamm. Diese christliche Rechte und ihre Organisationskraft, die sich im so genannten Bibelgürtel der Südstaaten konzentriert, verhalfen George W. Bush zum politischen Durchbruch.

Auch zu den Kongresswahlen am kommenden Dienstag steht die christliche Rechte fast geschlossen im Lager der Republikaner. US-Präsident Georg W. Bush, der sich selbst einen born-again Christian“ („wiedergeborenen Christen“) nennt, fördert die fundamentalistischen Kreise.

In der Bush-Regierung ist die christliche Rechte stark vertreten. Der Einfluss des rechtsintellektuellen Marvin Olasky mit seinem Kampfbegriff des „mitfühlenden Konservativismus“ reicht bis in die Arbeit von Bushs Redenschreiber Michael Gerson hinein.

Den Frust einer Nation erklärte der Schriftsteller Graham Greene: „Unser Wollen war hart und rein, die Menschen sollten uns lieben. Aber sie hassen uns. Warum sind wir hassenswert? Wir brachten euch die Wahrheit, und sie klang in unserem Munde wie eine Lüge. Wir bringen euch die Freiheit, und sie sieht in unseren Händen wie die Peitsche aus. Wir künden euch die wunderbare Zukunft, und unsere Verkündigung klingt wie ein fades Gestotter und rohes Gebelle.“

Kay Arthur im Christian Broadcasting Network des Fernsehpredigers Pat Robertson: „Wir müssen aufhören, politisch korrekt zu sein, und anfangen, biblisch korrekt zu handeln.“

Jim Henry, Baptistenprediger: „Wenn eine Nation es zulässt, dass dreißig Prozent ihrer Kinder außerhalb der Ehe zur Welt kommen, dass anderthalb Millionen Kinder durch Abtreibung ermordet werden, dass Gottes Name verhöhnt und die Kunst sich über Jesus lustig macht – Leute: Wenn es nicht zu einer Umkehr kommt, wird Gott Amerika richten!“

MAGO