JuLis für Bauis

„Bettlermarsch“ gegen die Sozialpolitik des Senates. Unterstützung für Bambule – auch von Liberalen

Da machte Shopping keinen Spaß mehr: „Komm, wir gehen. Da kommen Penner und Chaoten“, zerrte der Mann im Kaschmir seine junge Begleiterin vor der Boutique weg. 800 Menschen eroberten am Sonnabend mit einem „Bettlermarsch“ die Einkaufstraßen in der Hamburger City, um gegen die Sozialpolitik des Rechtssenats zu protestieren.

In die Mitte genommen hatte die Demonstration die heute von der Räumung bedrohten BewohnerInnen des Bauwagenplatzes „Bambule“. Zu dem bundesweit ersten Bettlermarsch hatten neben sozialpolitischen und Obdachlosen-Initiativen namhafte Persönlichkeiten aus Gewerkschaften und Kultur aufgerufen.

3000 Obdachlose leben nach Schätzungen von Hinz & Kunzt in Hamburg. Bettlermarsch-Organisator Holger Hanisch vom „Cafée mit Herz“ kritisiert die Winternothilfe als „völlig unzureichend“.

Aus Solidarität mit „Bambule“ besetzten am späten Freitagabend rund 40 Menschen ein leer stehendes Haus in der Altonaer Carsten-Rehder-Straße. Als die Polizei am Sonnabendvormittag eintraf, verließen die Besetzer nach eigenen Angaben das Gebäude freiwillig. Die Polizei sprach hingegen von vier Personen, die sich noch im Haus aufgehalten hätten und kurzzeitig in Gewahrsam genommen wurden.

Unterdessen plädiert die Jugendorganisation der FDP, die Jungen Liberalen (JuLis), dafür, die Räumung der „Bambule“ auszusetzen und das Hamburgische Wohnwagengesetz so zu ändern, dass es ein legales Wohnen im Bauwagen ermöglicht. Bereits vor zwei Wochen hatte sich die Mitgliederversammlung für „alternative Wohnformen“ ausgesprochen. Jan Erik Spangenberg, Landesvorsitzender der JuLis: „Dafür muss endlich eine Rechtsgrundlage geschaffen werden.“

Die JuLis wollen den Änderungsvorschlag jetzt ausarbeiten und der FDP-Bürgerschaftsfraktion übergeben.

KAI VON APPEN / HEIKE DIERBACH