Noch sind Poller nicht verloren

Massiver Druck der polnischen Regierung zeigt erste Erfolge: Wandsbek knickt ein. Triumphgefühle für Rot-Grün. Vatikan will auf Wunsch des Papstes nachziehen

Der Pollerkrieg geht weiter. Nachdem die polnische Regierung erheblichen politischen Druck auf den Hamburger Rechtssenat ausgeübt hat, um seine Pollerpolitik zu lockern (taz berichtete am Samstag), ist dies momentan der Augenblick des Triumphes für die Opposition von SPD und GAL. Die beiden Parteien weiden sich vor allem daran, dass die Schill-Fraktion im Bezirk Wandsbek dem Dauerfeuer von Kritik, das aus Warschau und Krakau Richtung Hamburg abgefackelt wurde, nicht mehr standgehalten hat. Die Wandsbeker Schill-Leute hatten bekanntlich einen eigenen Antrag gestellt, neue Poller zum Schutz von Grünflächen zu installieren.

Barbara Duden, Verkehrsexpertin der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft, spricht daher jetzt vom Pollerchaos: „Offenbar weiß bei den Schillianern der eine nicht, was der andere tut“, stößt sie in die offene Flanke Wandsbek: „Während Innensenator Ronald Schill den Pollern den Krieg erklärt hat, wollen seine Wandsbeker Abgeordnete neue pflanzen.“

Der frisch gebackene GAL-Bürgerschaftsnachrücker Jörg Lühmann darf auch gleich bei dem Thema an die Front. Er beglückwünschte die Wandsbeker Schill-Fraktion zu ihrer „späten Einsicht“. Er hofft nun, dass sich diese Erkenntnis in die übrigen Bezirke und bis in Bürgerschaft und Senat verbreite, eventuell gar gepaart mit der Auffassung, dass „nicht nur Grünflächen, sondern noch dringender FußgängerInnen und FahrradfahrerInnen geschützt werden müssen“.

Der polnische Generalkonsul in Hamburg, so ist aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu erfahren, soll sich ebenfalls „tief befriedigt“ über die Wandsbeker Entscheidung geäußert haben. „Noch ist der Poller nicht verloren“, wird er aus vertraulicher Runde zitiert. In Polen genießen, wie die taz in der vergangenen Woche recherchierte, Poller höchstes Ansehen: Ganze Hotels wie in der alten Königsstadt Krakau sind nach ihnen benannt, Parkplätze für sie freigehalten. Papst Johannes Paul II. plant, so war zu erfahren, seine polnischen Erfahrungen als Krakauer Erzbischof auch in Rom umzusetzen. So soll der Vatikan noch in diesem Jahr komplett verpollert werden, selbst wenn dann das Papamobil nicht mehr überall parken darf. Fortsetzung folgt. PETER AHRENS