Comeback des Flokati

Wohntrends: Zum Beispiel Grounding – das WG-Feeling für erfolgreiche Singles. Man darf richtig viel Geld ausgeben, um auf dem Boden zu liegen

von HELGA JAHNKE

Matratzenlager auf dem Boden, dicke Sitzkissen vor der Heizung, selbstgebaute Regale – es gab kein repräsentatives Wohnzimmer in der WG, um die Eltern zu empfangen. „Wollt ihr euch nicht mal richtige Möbel kaufen?“ Diese Frage wird in Zukunft auch den arrivierten Kids gestellt werden – doch diese haben sich richtige Möbel gekauft, Designer-Möbel für teuer Geld, die das 70er-Jahre-Feeling simulieren.

„Wie schön wohnt die Zukunft?“ ist die Frage, die mit der „1. stilwerk-Trendstudie“ beantwortet werden soll. Peter Wippermann vom Trendbüro Hamburg hat vier Trends bei den „Technonomaden“, den potenten Kunden der Zukunft, gefunden und präsentierte sie gestern im stilwerk: Simplicity, Optionismus, Soziotainment und Privacy.

Simplicity ist es, den bisherigen Lifestyle wie Ballast abzuwerfen, weniger Besitz bedeutet mehr Wahlfreiheit, nur ich und meine Kreditkarte. Und das Einfachste: „Leere ist der größte Luxus, Raum haben ist die perfekte Möglichkeit, Wohlstand zu demonstrieren“, so Peter Wippermann. Die Wohnung ist der Ort der inszenierten Stille. Keine Partner, keine Kinder. Die große Wohnung für den Single.

Dieser muss ja auch noch Privates und Arbeit verbinden (Work-Life-Fusion). Die Ich-AG braucht also Möbel auf Rollen, das Bad und die Küche zum Mitnehmen. Nicht entscheiden müssen, alle Möglichkeiten offen halten. Zweiter Trend also: Optionismus, die Beweglichkeit für das Selbstmanagement. Mobilität für Karriere, „die Ich-AG kehrt zum nomadischen Leben zurück“, so Wippermann.

Dritter Trend: Soziotainment. Statt in verpflichtenden Bindungen wie Familie oder Partnerschaft lebt der vereinsamte und entfremdete Single in einer „Community of Choice“. Für diese Wahlgemeinschaften schafft er Ruheoasen in der Wohnung, große, kuschelige Wohnlandschaften, „eine verbesserte Neu-Inszenierung der Vergangenheit: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.“

Vierter Trend: Privacy. Die Arbeitswelt ist Beschleunigung, Stress, Entgrenzung, zu Hause sucht man die Entschleunigung.

Aus Amerika kommt die „Hurrysickness“ zu uns: Schlafprobleme, Kopf- und Rückenschmerzen, depressive Verstimmungen. Dagegen hilft „Grounding“: Möbel zum Liegen und Lümmeln, dicke Polster, bodennahe Liegezonen. Volumen ist Gemütlichkeit, hat den „eingebauten Omm-Effekt“. Gemütlichkeit durch Pseudo-Pelze, Strickwaren, Filz. Die private Höhle ist kuschelig, mit Kamin, Fell, Teppich.

„All die abgeschliffenen Holzfußböden in Eppendorf werden nun wieder mit Teppichboden zugedeckt.“ Schöne Aussicht.