der mann

Warlord alter Schule

Emir – eigentlich: Amir, mit langem „i“ – heißt Führer, deutet aber auch (Eigen-) Staatlichkeit an. Im Persischen, der wichtigsten afghanischen Umgangssprache, heißt „amr kardan“ befehlen.

Befehlen ist Ismail Khan gewohnt. Als sich Anfang 1979 die Herater Bevölkerung gegen die „gottlose“ Kabuler Regierung erhob, machte der damalige Armeehauptmann mit. Die Erhebung wurde brutal niedergeschlagen. Ismail Khan ging in die Berge und wurde zum Rivalen des legendären Ahmad Schah Massud.

Seit einem Jahr wieder zurück in Herat, schwenkte der Letzte der alten, kämpfenden Dschihadi-Garde auf einen talibanähnlichen Kurs ein. „Hundert Professoren sind nicht so viel wert wie ein Haar eines Mudschahed“, ließ er die Herater Intellektuellen wissen. Gestützt auf die Zolleinnahmen von den Grenzübergängen Islamqala (zum Iran) und Torghundi (zu Turkmenistan) sowie Zuwendungen der konkurrierenden Mächte Iran und USA richtete sich Ismail Khan einen halbautonomen Herrschaftsbereich ein. Daran ändern auch Treuebekenntnisse in Richtung Kabul und Premier Hamid Karsai nichts. Von Karsai ernannte Beamte sind in Herat unerwünscht. In der Kommission für den Neuaufbau der afghanischen Armee zieht er mit Verteidigungsminister Muhammad Qasem Fahim an einem Strang, um die Dominanz der Nordallianz zu zementieren. JH