Behörde verhunzt

Wirtschaftsstaatsrat Volker Schlegel (FDP) steht laut „Stern“ auf Hunzinger-Geldliste. Schlegel dementiert

Der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Volker Schlegel (FDP), steht als Empfänger von 10.000 Mark auf einer Liste von Spenden und anderen Zahlungen des Frankfurter PR-Unternehmers Moritz Hunzinger. Das behauptet zumindest der Stern in seiner heutigen Ausgabe. Schlegel selbst hat gestern nach Bekanntwerden der Stern-Vorwürfe eine Erklärung veröffentlicht, in der er „nachdrücklich“ bestreitet, „von Herrn Hunzinger jemals Zahlungen erhalten zu haben“.

Der Vorgang betrifft die Jahre 1998 und 1999. Schlegel war damals Leiter der Wirtschaftsabteilung der deutschen Botschaft in Washington. Hunzinger vertrat laut Stern die deutsche Firma SGL Carbon, gegen die in den USA ein Kartellverfahren lief. Schlegel hat den Fall in der Botschaft bearbeitet, „pflichtgemäß“, wie er gestern betonte: Entscheidungsgewalt habe allein das US-Justizministerium gehabt. Das Verfahren gegen SGL Carbon wurde gegen Zahlung von 145 Millionen Dollar eingestellt.

Der Stern veröffentlicht nun eine Liste der Hunzinger GmbH für 1998 und 1999, in der unter der Rubrik „Zahlungen, die nicht als Spende ausgewiesen werden sollen“ aufgeführt ist: „Volker Schlegel DM 10.000“. Für die Echtheit der Liste spreche, so das Magazin, dass andere Positionen darin „nachweislich korrekt und unbestritten“ seien.

Nach Schlegels Ansicht hingegen sind die Behauptungen des Stern „durch nichts belegbar, frei erfunden oder gefälscht“. Hunzinger habe ihm mittlerweile „ausdrücklich bestätigt“, dass es keine Zahlungen gegeben habe. Schlegel sagt, er habe dem Stern angeboten, die Vorwürfe „detailliert zu widerlegen“, wenn ihm Kopien der Belege zur Verfügung gestellt würden: „Das ist trotz mehrfacher Bitte und ursprünglicher Zusage nicht erfolgt.“

Die FDP-Fraktion in der Bürgerschaft will den Vorwurf gegen Schlegel nun prüfen. Der Vorsitzende Burkhardt Müller-Sönksen: „Wir werden uns aber an keiner Vorverurteilung beteiligen.“ Dass er Geld von Hunzinger erhalten hat, hatte Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) im Juli dieses Jahres das Amt gekostet. Heike Dierbach