Deutschland ist EU-Schlusslicht

Vergangenes Jahr brachen die Auslandsinvestitionen hierzulande um 84 Prozent ein

BERLIN taz ■ Ausländische Firmen haben ihre Direktinvestitionen in Deutschland im vergangenen Jahr drastisch reduziert: Diese sanken um 84 Prozent oder 32 Milliarden Euro im Vergleich zu 2000. Damit steht Deutschland deutlich schlechter da als die EU insgesamt, bei der ein Minus von 60 Prozent registriert wurde. Doch auch die EU-Bilanz ist mager: Weltweit haben sich die Investionen 2001 „nur“ halbiert. Das geht aus einer Studie der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) hervor.

Gemessen an seiner Wirtschaftskraft belegt Deutschland Platz 43 – immerhin weit vor den USA, dem Empfängerland der meisten ausländischen Direktinvestitionen, das Rang 74 erreichte. Ganz oben auf der Liste steht die Region Belgien/Luxemburg.

Ein Grund für den Rückgang ausländischer Investitionen liegt „in der schwachen Konjunktur und der schlechten Geschäftsstimmung, vor allem nach dem 11. September“, sagte Unctad-Manager Jörg Simon gestern bei der Präsentation der Studie in Berlin. Zudem sei 2000 ein Boomjahr gewesen, „es herrschte Fusionitis“. Allein die umstrittene Fusion von Mannesmann und Vodafone habe Milliarden ins Land gebracht.

In den Entwicklungsländern sind die ausländischen Investitionen weniger stark zurückgegangen. Unter den zehn wichtigsten Empfängerländern sind acht Entwicklungsländer, angeführt von Mexiko, China und Südafrika. In Mexiko investiert vor allem die US-amerikanische Elektro- und Autoindustrie, was seit Inkrafttreten der Freihandelszone Nafta 1994 kein Problem mehr ist. Argentinien und Brasilien gehören nicht mehr dazu – Währungsverfall und Finanzkrise machen die Länder zu einem unsicheren Pflaster für Leute und Firmen, die ihr Geld anlegen wollen. Vor allem multinationale Unternehmen investieren in Entwicklungsländer. Sie lagern arbeitsaufwändige Produktionsschritte dorthin aus, weil die Arbeitskosten niedriger sind. Die ärmsten Entwicklungsländer ziehen allerdings nur zwei Prozent der Investitionen an. KATHARINA KOUFEN