Damit sich die Schläfer gut fühlen

Spätestens nach dem ersten Bandscheibenvorfall hat das alte (Studierenden-) Bett ausgedient. Auf der Suche nach gesunden Alternativen leert sich allerdings schnell das Portemonnaie. Der Kauf eines guten Innenlebens hat Vorrang vorm Gestell

Auf drei Dinge kommt es im Leben an: Schuhe, einen Stuhl und das Bett

von HELGA JAHNKE

Die Leiter vom Hochbett kommt man nicht mehr runter, und aus dem Futon nicht mehr hoch. Das Kreuz ist ebenso durchgelegen wie die alte Matratze – spätestens wenn die ersten Zipperlein kommen, ist es Zeit für einen Gang ins Bettengeschäft. Da ist der gute Rat zwar kostenlos, die Lösung aber umso teurer. Für ein schönes Bettgestell mit gesundem Innenleben kann man mühelos soviel ausgeben wie für einen Familienurlaub.

Viele der Kunden von Lutz Ganser bei „ligne roset“ im Stilwerk sind demnach Singles. Diese müssen beruflich flexibel sein und erwarten Flexibilität auch von ihrem Bett. Ganser verkauft deshalb etwa ebenso viele Betten wie Schlafsofas: Als Gästebett für die Besuche der Partnerin oder der Kids, aber auch für den täglichen Gebrauch. „Viele haben gar keinen Platz mehr für einen extra Schlafraum“, so Ganser. Für diese Klientel bietet er Komfort-Sofas mit Latex-Matratzen und Lattenrosten. Der Clou: Es gibt keinen störenden Holm mehr in der Mitte des ausgeklappten Doppelbettes. Der Lattenrost ist gedrittelt, sodass die Holme quer zur Schlafrichtung verlaufen, an den Beinen und in der Taille, wo das wenigste Körpergewicht liegt.

Knut Bonse von „die wohnkultur“ in Eimsbüttel bietet zwar auch Bettsofas an, empfiehlt sie aber nur als Gästebett: „Ein Schlafsofa ist nie ein Bettersatz, nur ein Kompromiss, denn es ist eher ein Sitz- als ein Schlafmöbel.“ Für Gäste ist es ideal – besonders wenn man froh ist, wenn der Besuch nach einer Woche wieder geht. Im Alltag braucht es ein richtiges Bett, der Schlaf soll doch Erholung bringen. Darin wird die Wirbelsäule unterstützt, damit sich die Bandscheiben wieder ausrichten und die Muskeln entspannen. Wichtig ist eine flexible Unterkonstruktion, die sich dem Körper in den verschiedenen Schlafpositionen anpasst, etwa ein verstellbarer Lattenrost. „Der Mensch sollte auf drei Dinge Wert legen: Ein anständiges Bett-Innenleben, einen anständigen Stuhl und anständige Schuhe,“ empfiehlt Bonse. „Denn in jedem verbringt er etwa ein Drittel seiner Zeit.“

Für ihn ist das Bett-Innenleben wichtiger als das Gestell. Wem beides zusammen zu teuer ist, sollte erst das Innenleben kaufen und auf den Boden legen, erst später dann das Wunsch-Gestell. „Kein Bettsystem heilt, aber gesundes Schlafen beugt vor und bringt Linderung bei manchen Krankheiten, weil man durchschlafen kann.“ Bonse zufolge ist das Gesundheitsbewusstsein in den vergangenen Jahren gewachsen, seine Kunden geben heute mehr für gesunden Schlaf aus.

Anja Reimers, Feng Shui Beraterin aus Altona, plädiert für ein richtiges Bett und einen eigenen Schlafraum, ohne Arbeitsmaterial, Computer oder Fernseher. Wo das nicht geht, sollte das Bett durch einen Paravent oder Vorhang vom Wohnbereich getrennt werden. „Der Platz fürs Bett muss sich gut anfühlen“, so Reimers, er sollte nicht nur nach praktischen Gesichtspunkten gewählt werden. Am wichtigsten sei es, auf sich selbst zu hören.

Das stabile Bett, möglichst aus Holz und ökologischen Materialien, sollte nach Reimers Empfehlungen nicht im energetischen Durchzug zwischen Tür und Fenster stehen. Es sollte gut unterlüftet sein, den Raum unterm Bett sollte man nicht als Rumpelkammer benutzen. Auch der Raum über dem Bett ist im Idealfall weit, ohne Schrägen oder Balken,damit die Energie fließen kann. Pflanzen sollten nachts aus dem Schlafraum entfernt werden. Ohne Licht läuft keine Fotosynthese, so dass das „Sauerstoffsaldo der Pflanzen negativ“ wird: Sie rauben den Schlafenden die Luft. Um Elektrosmog zu vermeiden sollten am Bett keine Steckdosen liegen. Notwendige Geräte wie etwa eine Nachttischlampe kann man netzfrei schalten.

Bonse geht sogar noch weiter. Er verzichtet nicht nur auf Elektrizität, sondern auch auf Metall am Bett. „Jedes Ding hat ein Magnetfeld, auch der Mensch. Die Spiralen der Federkernmatratze stören dieses Magnetfeld,“ glaubt Bonse. Er verkauft gar kein Federkern, und seine Lattenroste und Bettgestelle haben nur Holzverbindungen, keine Schrauben. Deshalb sind bei ihm natürlich auch keine Metallbetten zu haben.

Die gibt es nicht einmal mehr bei Lutz Ganser, denn Romantik ist out: Messing- oder Eisenbetten, vielleicht sogar mit Himmel, verkauft kaum mehr einer – wer partout ein Bett für mögliche Fesselspiele möchte, muss dann wohl auf dem Kiez einkaufen gehen.