50 demonstrierten im „Bremer Modell“ gegen den Castor

Dem Lokführer der Straßenbahnlinie 3 schwante Böses: Genau vor seinem Führerhaus formierte sich auf dem Ostertorsteinweg hinter einem mit Transparenten behängten Kleinlaster ein Demonstrationszug. So was hatte er schon mal erlebt und rechnete mit entsprechenden Verspätungen im Fahrplan.Gegenstand der Proteste war der jeden Tag zu erwartende Castortransport aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague ins atomare Zwischenlager Gorleben. Aber dann kam es doch nur halb so schlimm: Bei der nächsten Einbuchtung fuhr der Kleinlaster rechts ran und die Straßenbahn durfte wieder fahren. „Wir wollen den Leuten ja nichts Böses und so viele, dass wir dadurch Straßenbahnen blockieren, sind wir ja auch nicht“, sagte einer der Organisatoren. „Aber das macht nichts. Hier setzen wir nur ein Zeichen. Wirklich ernst wird es, wenn die Castoren kommen. Und es ist durchaus möglich, dass der Zug durch oder knapp an Bremen vorbeigeht.“ Und dann sollen es mehr als die 50 DemonstrantInnen sein, die gestern mitliefen. Ob Bremen wirklich zur Durchgangsstation für das rollende Politikum wird, weiß keiner. Die Entscheidung, so einer der Demonstranten, falle immer kurzfristig, „je nachdem, wo der Protest am schwächsten ist.“ „Dezentraler Widerstand“ ist der auf eine kurze Formel gebrachte Inhalt eines „Bremer Konzeptes“ zu den Castor-Blockaden. „Wir lassen uns von den Demonstrationsverboten in Gorleben nicht abschrecken und wählen alternative Protestformen. Zuerst stellen wir uns in Bremens Umgebung quer, dann fahren wir ins Wendland“, erläuterte die Pressesprecherin des Bremer Anti-Atom-Forums den Plan. Damit umgehen die Bremer AktivistInnen teilweise das äußerst ungleiche Verhältnis zwischen Polizei und Protestlern um die Verladestation. Glaubt man den offiziellen Zahlen, stehen sich dort 10.000 PolizistInnen und 3.000 DemonstrantInnen gegenüber.Treffpunkt der Castor-GegnerInnen ist weiterhin das Sielwallhaus, Sielwall 36. Neuste Informationen gibt es unter der Info-Telefonnummer 79 47 96 84.(siehe rechts) or/Foto: Julia Baier