: Keine Kompromisse
Pflanzenzüchter wollen keine Ausnahmen für Öko-Saatgut von der entsprechenden EU-Verordnung dulden
BERLIN taz ■ Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) hat gestern vor einer Aufweichung der EU-Ökoverordnung gewarnt. Derzeit würden wieder Ausnahmen diskutiert, wann Ökobauern mit konventionell gezüchtetem Saatgut wirtschaften könnten. Der BDP-Vorsitzende Kartz von Kameke sagte gestern, dass die deutschen Pflanzenzüchter den Ökobauern ausreichend ökologische Sorten anbieten könnten.
Die EU-Ökoverordnung sieht vor, dass ab 2004 im ökologischen Landbau nur ökologisch produziertes Saat- und Pflanzengut verwendet werden darf.
Bei der geltenden Ökoverordnung können Ökobauern verhältnismäßig einfach Ausnahmegenehmigungen erlangen und Ökolandbau mit konventionellem Saatgut betreiben. Ein Grund kann zum Beispiel Warenmangel bei Zulieferbetrieben sein.
Die Ökoverordnung ab 2004 ist zwar strenger, sieht aber wiederum Ausnahmen vor. Für den Vorsitzenden des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, ist das auch sinnvoll. Löwenstein sagte der taz, dass vor allem von bestimmten Gemüsesorten bis 2004 nicht ausreichend ökologisches Saatgut vorhanden sein werde.
Dass die deutschen Pflanzenzüchter keine Ausnahmen mehr zulassen wollen, hat vor allem wirtschaftliche Hintergründe. Die Zucht von ökologischem Saatgut ist ein zähes Geschäft. Bis zur Markteinführung einer Sorte dauert es oft 15 Jahre. Erst dann bringen die zum Teil hohen Investitionen Gewinne. Die strengere Durchsetzung der EU-Ökoverordnung würde den Pflanzenzüchtern den Absatz ihres ökologischen Saatgutes in den kommenden Jahren sichern.
MARIUS ZIPPE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen