Hund oder Insekten

Aus Streit wird Spiel: Das Kinderstück „Ameisen mag ich am liebsten“ im Fundus-Theater

Lille hätte gerne Ameisen als Haustiere, Store einen Hund. Zwischen den Geschwistern beginnt ein heftiger Wettstreit, denn die Eltern verlangen eine Entscheidung. Und gewinnen soll der, beschließen die beiden, der die meisten „Aufgaben“ richtig erledigt: bei der Hausarbeit. Im Handumdrehen ziehen Tine Krieg und Sven Huerdler ihre Zuschauer in ihr Theater-Spiel, das zwischen Spaß und Ernst keinen Unterschied macht. Auf einem mehrere Meter messenden, überdimensionalen Brettspielbrett ziehen sie die rot-gelben, unterarmlangen Geschwisterpuppen, bis sich deren Geschichte, ohne dass der Würfel noch weiter zum Einsatz käme, verselbstständigt.

Eben rollen die blau-grünen Eltern im selbstfahrenden Wagen aus dem Saal. Schon fliegen Figuren wie von Zauberhand übers Spielfeld oder steigen aus verborgenen Klappen plötzlich nach oben. Aufgabe um Aufgabe entfaltet sich aus Arne Bustorffs zaubergeladener Bühne des Fundus-Theater-Stücks Ameisen mag ich am liebsten. Die kleinen Zuschauer – zugelassen sind „Menschen ab dem Brettspielalter“ – gehen sofort total mit. Jede neue Aufgabe bekommt ihren lautstarken Kommentar: Blumengießen, Breikochen, Bettmachen, Aufräumen. Der kindliche Mikrokosmos wird unter Sylvia Deinerts Regie rundum bedient, in rascher Abfolge, zielsicher und ohne Schmus.

Jenseits des raffinierten Potpourris aus Bühnentricks inklusive Schattenspiel und Diaprojektion fasziniert die Fülle der wie nebenbei servierten Informationen. Es gibt sogar eine kleine Vorlesung über Mäuse. Und fast im Vorübergehen versucht Store ein Horde Mäuse zu ersäufen, die er ungewollt als Haustiere in Händen hält. Doch zum Schluss lernen sich die Geschwister auch mit den Nagern zu arrangieren – an unerfüllten Wünschen kann man eben auch wachsen.

Passend zum Stück zeigt das Fundus Theater im Foyer die Ergebnisse eines Werkstatt-Projekts mit Kindern: „Ich sehe was, was du nicht siehst“. Die Spiel- und Theaterpädagogin Ulla Schwalbe hat mit Fünfjährigen nach Umsetzungen von Assoziationen zu Farben und Spielregeln gesucht. Kommentierte Fotos und selbst gebastelte Pappmodelle geben einen Eindruck von kindlicher Ausdruckskraft und freigelegter Entdeckungsfreude. Und zu guter Letzt fördern Dia- und Audio-Projektionen in einer Dunkelkammer die Fantasie: Wie klingen Farben? Oliver Törner

weitere Aufführungen: Sa + So, 16 Uhr, Vorbestellung unter 250 72 70