Weiße Rosen aus …

… Athen? Gar nicht wahr! Nana Mouskouri wird am 13. Oktober 1934 in Chania, auf Kreta geboren. Zum Besuch des Conservatoire Héllenique muss sie überredet werden – grundschüchtern, traut sie sich nicht zu, das Publikum wie ihre Vorbilder Bessie Smith, Mahalia Jackson und Ella Fitzgerald mit Gesang verzaubern zu können.

1958 entscheidet sie sich gegen den Protest ihrer Eltern, sich nicht mehr auf Klassik trimmen zu lassen. Stattdessen pflegt sie Jazz und Blues. Nachdem Jules Dassins Film Sonntags nie – mit der „Ein Schiff wird kommen“ singenden Melina Mercouri in der Hauptrolle – die erste Griechenlandwelle in Europa auslöste, lancierte das griechische Kulturministerium einen im Rahmenprogramm der Berlinale gezeigten Film: Unvergängliches Griechenland – Traumland der Sehnsucht.

Auf dem von der Montana in Deutschland veröffentlichten Soundtrack war die Stimme Mouskouris zu hören. Darauf auch ein Lied, das zu einem der erfolgreichsten Popsongs der Nachkriegsgeschichte wurde: Drei Blumen aus Athen – das in der von Hans Bradtke getexteten deutschen Fassung „Weiße Rosen aus Athen“ hieß. Ohne teure Promotionkampagne eroberte das Lied 1961 die Hitparaden. Am Ende des Jahres war kein Song umsatzträchtiger.

In Zeiten der griechischen Obristendiktatur hielt sich die Mouskouri vornehmlich im Ausland auf. Wegmarken waren: Gesang von Kompositionen von Manos Hadjidakis; in New York eine von Quincy Jones produzierte Jazz-CD einzusingen; dort auch Auftritte mit Harry Belafonte in der Carnegie Hall; 1963 Teilnahme am Grand Prix Eurovision für Luxemburg (wo ihr aber nur ein achter Platz mit dem Chanson À force de prier gelang); Arbeit mit Songmaterial von Simon & Garfunkel und Bob Dylan.

Frankreich wird Mitte der Sechzigerjahre ihre Wahlheimat: Griechenland war damals keine gute Plattform für international angelegte Karrieren. In Paris beginnt die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Michel Legrand. 1968 wird Großbritannien das letzte europäische Land, in dem Nana Mouskouri zur festen Popgröße avanciert. Bis Mitte der Siebzigerjahre wird sie alle Länder erobert haben: auch die USA, Lateinamerika, Australien und selbst Japan.

Die Mouskouri singt für jeden Markt anderes Material: Während sie in Deutschland mit Liedern wie dem über die weißen Rosen bekannt ist, steht sie in den USA und Großbritannien für gehobene Gutmenschenmusik – dort bleibt ihr Rang als Unicefbotschafterin nie unerwähnt. Ihr größter Hit wird 1979 Je chante avec toi liberté, in Deutschland besser bekannt als Gefangenenchor aus Nabucco.

In ihrer Heimat gibt sie nach Ende des Militärregimes auch wieder Konzerte. Erntet dort aber vom linksliberalen Kulturestablishment Kritik, weil sie sich nicht der Partei Melina Mercouris, den Pasok-Sozialisten, zuwendet, sondern dem Konservativen Konstantinos Karamanlis, dem ersten demokratischen Präsidenten nach den Obristen. Die Mouskouri ist eine der Botschafterinnen der Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen.

Heute beginnt in Koblenz eine bis ins Frühjahr dauernde Mouskouri-Tournee durch Deutschland. In Berlin gastiert sie am 2. Dezember im Friedrichstadtpalast. Infos und Karten unter www.getgo-tickets.de. JAF