Gegen virtuellen Ticketkauf

Die Bahn will 1.800 Stellen abbauen und 300 Reisezentren schließen, sagt die Gewerkschaft Transnet. Keine Ad-hoc-Maßnahme, sagt die Bahn

Am Freitag standen sie an den Bahnhöfen Varel und Sande, davor schon in Bramsche, Quakenbrück, Hannover und anderswo in der Region. Aber immer sammelten sie Unterschriften: Die Eisenbahner von der Gewerkschaft Transnet.

Ihr Protest richtet sich gegen Sparpläne der Deutschen Bahn AG. Bisher sind 17.000 Protestunterschriften von BahnnutzerInnen gegen einen möglichen Serviceabbau zusammengekommen. 25 Millionen Euro wolle das Unternehmen Bahn bis zum Jahr 2005 weniger ausgeben, indem es in kleineren Städten den Fahrkartenverkauf an Bahnhöfen nur noch über Automaten abwickelt, sagte Transnet-Sprecher Michael Klein am Freitag. 300 Reisezentren soll es bundesweit erwischen. Damit würden 1.800 Jobs verlorengehen. Klein berief sich auf interne Quellen.

Diese Zahlen kann Hans-Jürgen Frohns, für die Region Niedersachsen/Bremen zuständiger Sprecher der attackierten Deutschen Bahn AG, nicht bestätigen. Er relativiert: „Die Bahn prüft ständig ihre Filialen auf Wirtschaftlichkeit.“ Mögliche Einsparungen des Unternehmens würden deshalb nicht als Ad hoc-Maßnahmen daherkommen, sagt Frohns. Angesichts unkonkreter Zahlen könne er auch keine Standorte benennen, die die Bahn zuerst schließen würde. Am ehesten könnten aber Reisezentren in ostdeutschen Kleinstädten durch Automaten-, Telefon- oder Internetverkauf ersetzt werden. Wann ein Kartenverkauf von Mensch zu Mensch als wirtschaftlich gilt, will Frohns nicht offen legen. Von 17.000 Protestunterschriften zeigt er sich allerdings beeindruckt.

Transnet-Sprecher Klein kündigte an, die Listen Ende November der Bahn AG zu übergeben. Dann könnten sich auch Unternehmen und Gewerkschaft zusammensetzen, um der Auseinandersetzung über die Reisezentren-Schließungen eine neue Wendung zu geben. ube