vorlauf
: Verklärt, doch unangreifbar

„Wir bleiben!“ (Arte, 22.10 Uhr)

Die Bäuerin lacht laut und viel. Das ist erfrischend. Wenn Arte einen Abend dem Thema „das Gebirge als gefährdetes Ökosystem“ widmet, ist so viel Erbauliches nicht zu berichten, da tut ein wenig Optimismus ganz gut. Der steckt bei Ortrud Rubelts Film schon im Titel: „Wir bleiben!“ Über den Zeitraum eines Jahres hat sie die Geisers beobachtet, eine wahre Muster- Bauernfamilie im Gasteiner Tal: den landwirtschaftlichen Alltag, das Almwesen, ihre traditionellen familiären Strukturen.

Bäuerin Christel brennt Schnaps und bewirtet mit viel Gehupe die Feriengäste, die die Familie beherbergt; Mann Erich ist ein freundlicher Grübler, der lieber von den Kühen erzählt, als klischeegerecht über die EU zu schimpfen, Oma Nani eine aufgeweckte Greisin, die sich bei ihren Erzählungen über ihr hartes Aufwachsen und ihre 50 Almsommer um den hochdeutschen Besuch bemüht zeigt („Verstehn S’ eh, wos i sog?“).

Offene, unkomplizierte, in sich ruhende Menschen, deren Hohelied die „Städterin“ (Rubelt über Rubelt), augenfällig fasziniert vom Wahren, Guten dieser ursprünglichen Lebensart, vielleicht etwas zu ausdauernd singt. „Wenn Bauernfamilien wie die Reisers aufhören, stirbt die Tier- und Pflanzenwelt der Alpen, fängt der Berg zu rutschen an“, ist Rubelts im Prolog überspitzte, später verfeinerte These: Die Alpen, wie wir sie kennen, sind eine Kulturlandschaft, mit deren Schaffung der Mensch eine Verpflichtung eingegangen ist, die er jetzt, da Tourismus, Verkehr und Umweltschäden drohen, nicht aufgeben darf.

So ist der Film trotz der verklärenden Töne und seiner kunstgewerblerischen Aufmachung samt flötender Musik ein doch schwer angreifbares Plädoyer für die Zelle Familie, der die bäuerliche Tradition und somit die Erfüllung der okölogischen Funktion entsprießt. Um die Geisers muss man sich keine Sorgen machen, „die Erbfolge ist gesichert“, die übernächste Generation treibt schon die Kühe auf die Alm. „Man denkt schon a bissl mit einem gemischten Gefühl, wie des weitergehn wird, net?“, sagt Christel im Resümee, „aber man soll positiv in die Zukunft schauen.“ Am Ende wünscht man ihnen Glück. JOSEF WINKLER