Schill kappt seinen Sprecher

Hartmut Kapp will die Politik des Hamburger Innensenators nicht mehr länger vertreten

So etwas hat es in der Krassheit noch nicht gegeben. Der Sprecher der Innenbehörde, Hartmut Kapp, quittiert den Dienst und verweigert damit Innensenator Ronald Schill die Gefolgschaft. „Er bittet um Versetzung, ein Versetzungsgesuch liegt vor“, bestätigt sein Stellvertreter Thomas Model und verweist für Näheres an die Staatliche Pressestelle. Deren Vize-Chef Klaus May hält es für „kein Geheimnis, dass Herr Kapp sich nicht wohl gefühlt hat“. Kapp selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. „Er hat es vorgezogen“, sagt May, „sich ein paar Tage ins Privatleben zurückzuziehen.“

Offiziell müssen für den Rücktritt interne Personalquerelen herhalten. So hatte Schill in den vergangenen Wochen mehrfach moniert, dass Kapp seine Politik nicht angemessen nach außen vertreten würde. Daher hatte er zuletzt erwogen, den Sprecher der Schill-Partei und Burschenschaftler Marc März in das Amt des Innenbehördensprechers zu hieven. Doch dieser Wechsel ist unwahrscheinlich geworden. Denn Innenstaatsrat Walter Wellinghausen und Dirk Nockemann, Bürochef des Senators und Schill-Abgeordneter in der Bürgerschaft, sollen massive Bedenken an März‘ Eignung vorgebracht haben.

Dem Schicksal, weiterhin für Schill sprechen zu müssen, will Kapp sich nun entziehen. „Hartmut weiß natürlich bei soviel Scheiße, die hier zurzeit angerichtet wird, dass der Geruch an ihm haften bleibt“, kommentiert ein Behörden-Insider drastisch: „Das ist wirklich kein Leumundszeugnis, später sagen zu können: 'Ich war vier Jahre Pressesprecher von Herrn Senator Schill.'“

Hartmut Kapp war jahrelang als Kripomann beim Staatsschutz in Sachen Rechtsextremismus tätig, an der Vorbereitung der Verbote der rechtsradikalen „Nationalen Liste“ beteiligt und seit 1993 einer der Pressesprecher der Polizei Hamburg. Danach ging er für drei Jahre als Dozent an die Polizei-Uni, um Anfang 2000 in die Polizeipressestelle zurückzukehren. Nach dem Schwarz-Schill-Wahlerfolg wurde Kapp zunächst für zwei Monate in die Innenbehörde abkommandiert. Dass er sich nicht wohl fühlte und von Schill und Wellinghausen nur unzureichend informiert wurde, ist kein Geheimnis.

Der Personalrat der Innenbehörde hat heute Bürgermeister Ole von Beust angeschrieben. Senatssprecher May ist gelassen: „Der wird in der Polizei irgendwo wieder einen Job bekommen.“

kai von appen