Islamisten ausgepokert

Der militärnahe Politiker Zafarullah Jamali wird mit dünner Mehrheit Pakistans neuer Premierminister

DELHI taz ■ Erstmals seit der Machtergreifung von General Pervez Musharraf hat Pakistan wieder einen zivilen Regierungschef. Das Parlament in Islamabad wählte gestern Mir Zafarullah Jamali, den Kandidaten der dem Militär nahe stehenden „Pakistan Muslim-Liga (Q)“ (PML Q) zum 19. Premierminister des Landes.

Jamali, ein 58-jähriger Regionalpolitiker aus Baluchistan, erhielt 172 der 329 abgegebenen Stimmen. Die Kandidaten der islamistischen Parteienallianz MMA und der PPP konnten 86 und 70 Stimmen für sich verbuchen. Bereits am Dienstag hatte die neugewählte Volkskammer einen PML-(Q)-Politiker zum Parlamentspräsidenten gewählt.

Der Wahl war ein fünfwöchiges Schachern zwischen den drei größten Parteien vorangegangen. Jede von ihnen spekulierte darauf, durch Stimmenbündelung mit einer zweiten die dritte auszuspielen. Der „Joker“ in diesem Spiel waren die Islamisten der MMA, die überraschend 71 Mandate gewonnen hatten, was alle Prognosen über den Haufen warf und Musharraf gehörig ärgerte. Die MMA forderte darauf keck das Premierministeramt als Preis für ihr Wohlverhalten.

Nach 37 Tagen ist es der PML (Q) nun gelungen, eine Mehrheit zusammenzuzimmern. Dabei wilderte sie erfolgreich bei anderen Parteien. Schließlich setzte Musharraf mehrere Verfassungsparagrafen und sogar eigene Dekrete außer Kraft, um Jamalis Wahl sicherzustellen.

Jamali gilt als gemäßigter und mittelmäßiger Politiker ohne Anlagen zum Volkstribunen oder Visionär. Er wird angesichts der fragilen Mehrheitsverhältnisse eine Politik betreiben müssen, welche die Opposition mit einbezieht. Die knappe Mehrheit stärkt aber auch die Stellung des Präsidenten. Jamali wird also einen Hochseilakt zwischen Profilierung und Unterwürfigkeit vollführen müssen.

BERNARD IMHASLY