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h.g. hollein TV-Justiz

Das Fernsehprogramm, das die Gefährtin mich bisweilen zu konsumieren zwingt, bedarf sichtlich des einen oder anderen belebenden Impulses. Da folgt aufs „Familiengericht“ das „Jugendgericht“ und auf selbiges das „Strafgericht“ oder umgekehrt, und ehe man sich verzappt hat, ist schon der nächste Fall aufgerufen. Richtig knallig ist das alles nicht. Um so mehr wundert es mich, dass die Verantwortlichen zur Komplettierung des Formats noch nicht aufs „Standgericht“ verfallen sind. Dabei bieten sich hard- und human-ware doch geradezu an. Das Guido-Mobil ist, wie man hört, günstig zu haben und mit R. B. Schill wäre auch ein kongenial unbegnadeter Hauptakteur fürs mediale Schnellverfahren zur Hand. Das Mobil fährt vor, der Delinquent wird von zwei maskierten Schergen in den Staub geworfen, „schuldig oder nichtschuldig? Nicht? Egal.“ Und ab geht‘s an den nächsten Baum, wahlweise vor die nächste Wand. Piffpaff und zu den Klängen von „Good bye Johnny, ich muss weiter, immer weiter“ verschwindet der rollende Richter in der Wilhelmsburger Abendsonne. Das braucht nicht viel Drehzeit und noch weniger Proben, ist mithin im aktenbeladenen Amtstag des Senators allemal unterzubringen. Gerade das rechte Schmankerl für manche Quotenwüste, möchte ich meinen. Anschließend könnte man ja noch eine einstündige Bedenkenträger-Runde nachschieben, die bekundet, dass es so doch eigentlich nicht geht. Wobei ich mir allerdings keineswegs sicher bin, ob das Meinungsbild tatsächlich so einheitlich ausfallen würde.

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