Rätseln über Samudras Worte

Indonesiens Polizei präsentiert stolz den verhafteten Hauptverdächtigen des Attentats von Bali. Ob und was dieser gesteht, darüber herrscht zunächst Verwirrung in Jakarta

BANGKOK taz ■ Mit unterschiedlichen Statements zum Geständnis des am Donnerstag verhafteten Hauptverdächtigen des Bali-Attentates sorgte die indonesische Polizei gestern für Verunsicherung. Der nationale Polizeichef Da’i Bachtiar sagte vor Journalisten, Samudra habe nicht nur gestanden, das Attentat von Bali geplant und geleitet zu haben. Auch seine Beteiligung an den tödlichen Anschlägen auf indonesische Kirchen an Weihnachten 2000 sowie auf ein Einkaufszentrum in Jakarta im August 2001 habe Samudra zugegeben. Er habe zudem ausgesagt, in der Stadt Solo in Zentraljava an mehreren Treffen teilgenommen zu haben, um den Anschlag am 12. Oktober vorzubereiten. Ein Selbstmordattentäter namens Iqbal habe in der Bar „Paddy’s“ eine in seinem Rucksack befindliche Bombe gezündet, wird Samudra zum Tathergang zitiert. Der zweite Sprengsatz war in einem Kleinbus vor dem Sari-Club detoniert. Bei dem Anschlag waren fast 200 Menschen ums Leben gekommen.

Nach Polizeiangaben soll die Tat von zwei Zellen vorbereitet worden sein: Der aus sieben Mitgliedern bestehenden Gruppe des bereits am 5. November festgenommenen Mechanikers Amrozi und der fünfköpfigen Gruppe um Samudra. Sie sollen zusammen mit Samudra im August zwei Juwelierläden auf Bali ausgeraubt und so den Anschlag finanziert haben. Chefermittler I Made Mangku Pastika hatte vorher geäußert, Samudra, der führendes Mitglied der Jemaah Islamiyah (JI) sein soll, habe bislang nicht mit den Ermittlern geredet. Er habe lediglich seine Identität zugegeben.

Widersprüchliche oder voreilige Äußerungen sind im Fall Bali schon mehrfach vorgekommen. Ermittler und Regierung stehen unter internationalem Druck. Mancher Beobachter hatte nach Samudras Festnahme die Vermutung geäußert, dieser sei als mutmaßlicher „Kopf“ der Attentäter keineswegs so leicht zum Reden zu bringen wie sein Komplize Amrozi.

Die Ermittler hatten zunächst Amrozi für den Anführer der Attentäter gehalten. Nachdem in dieser Woche zwei weitere Männer, angeblich die Leibwächter Samudras, festgenommen worden waren, gaben die Ermittler gestern die Verhaftung eines anderen mutmaßlichen Komplizen bekannt. Sicherheitskreise vermuten, dass Samudra auf Anweisung von Riduan Isamuddin alias Hambali handelte und bereits ein weiteres Attentat plante. Der untergetauchte Hambali gilt als strategischer Kopf der JI und als meistgesuchter Mann Südostasiens. NICOLA GLASS