bericht des lotsen

Seniler Kapitän

Am 6.November ging der dänische Lotse Jens Jørgen Thuesen an Bord der „Prestige“. „Das Schiff hätte niemals in See stechen dürfen“, berichtet er in einem nun in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten veröffentlichtem Gespräch: „Ich hoffte nur, es würde direkt zur Verschrottung geschickt werden, wenn es seine Last gelöscht hatte. Weder Radar noch Antikollisionsausrüstung funktionierten richtig. Hätte das Schiff in einem westeuropäischen Hafen angelegt, hätte es ihn nicht mehr verlassen dürfen.“

Nach 29 Stunden verließ Thuesen vor dem dänischen Grenaa das Schiff wieder. Er meldete es weder der Seefahrtsbehörde noch – wie unter Lotsen gebräuchlich – der europäischen Lotsenorganisation. Obwohl nicht nur der Tanker, sondern auch dessen Kapitän ihm zweifelhaft erschienen: „Ein älterer griechischer Herr, mit dem man kaum zusammenarbeiten konnte. Entweder verstand er kein Englisch oder er war senil.“ Thuesen erklärt auch, warum er das Schiff nicht meldete: „Ich würde das nur tun, wenn ich es für lebensgefährlich halten würde. Es sind ja schließlich meine Kunden, denen ich meine Dienste als Lotse verkaufe.“

Eine Erklärung, die Steen Nielsen von der dänischen Schifffahrtsbehörde zwar betrüblich findet, da eine Meldung möglicherweise die jetzige Naturkatastrophe verhindert hätte: „Ein Lotse hat die Pflicht, gefährliche Schiffe zu melden.“ Doch gleichzeitig kann sich Nielsen „nicht daran erinnern, jemals von einem Lotsen auf Probleme an Bord eines Schiffes aufmerksam gemacht worden zu sein“. Solange ein Schiff sich „normal“ fortbewege, könne keine Behörde eingreifen.  WOLFF