Kein Kavaliersdelikt

Polizeipräsident: Notruf für vergewaltigte Frauen „unverzichtbar“. Trotzdem fehlt‘s am Geld

„Die Arbeit des Notrufs ist unverzichtbar, besonders für eine Großstadt wie Hamburg. Wir sind bei der Polizei alle froh, dass es sie gibt.“ Das betonte Polizeipräsident Udo Nagel gestern bei der Einweihung der neuen Räume des Notrufs für vergewaltigte Frauen und Mädchen e. V. in der Winterhuder Beethovenstraße. Unverzichtbar heißt aber in Hamburg nicht, dass ein Projekt finanziert wird: Mitarbeiterin Gudrun Ortmann musste auch bei der Feier wieder auf die desolate Finanzlage des Vereins hinweisen.

Von Januar bis Oktober dieses Jahres leisteten die Mitarbeiterinnen etwa 1600 Telefonate und 370 persönliche Gespräche mit Opfern. Diese Arbeit ist mit den 2,75 Stellen, die von der Behörde für Soziales und Familie (BSF) finanziert werden, nicht zu schaffen. Der Notruf muss deshalb Mittel selbst einwerben, was sich bei einem Thema, dass so wenig werbetauglich ist wie Vergewaltigung, als schwierig erweist.

Dabei stellt Nagel klar, dass „Vergewaltigung und sexuelle Nötigung keine Kavaliersdelikte sind, sondern Straftaten“. Die Opfersicht müsse auch in die Polizeiarbeit einfließen. Denn nur in einem Fünftel der Fälle wird überhaupt Anzeige erstattet, so Nagel, „weil die Täter im Nahbereich des Opfers zu finden sind“ – und die Opfer im Falle einer Anzeige die Familie aufs Spiel setzen. Am Ende hatte der Polizeipräsident noch Mutmachendes für den Notruf: „Das mit dem Geld, das kommt auch schon irgendwie hin.“ Helga Jahnke

Notruf-Telefon: 25 55 66. Spendenkonto: 1011/211 008 bei der Haspa, BLZ 200 505 50