Ostler in Bayern unerwünscht

Ein Regensburger Callcenter wollte „keine Bewerber aus den neuen Bundesländern“

BERLIN taz ■ Jo mei, die Bayern. Die wollten den Ostlern wieder mal zeigen, wo’s langgeht. Nach Bayern jedenfalls nicht. Weil ein Unternehmer aus Regensburg, der ein Callcenter betreibt, keine Mitarbeiter aus den neuen Bundesländern beschäftigen will, gab er eine Anzeige auf, die den arbeitslosen Brüdern und Schwestern im Osten klar macht, dass sie allenfalls Stiefbrüder und -schwestern sind, die bleiben sollen, wo der Pfeffer wächst.

Auf der Internet-Stelleninformationsseite des Regensburger Arbeitsamtes hat der Unternehmer für die Stelle eines Callcenter-Agenten klipp und klar seine Anforderungen formuliert. Die Bewerberinnen oder Bewerber sollen eine „angenehme Telefonstimme“ und „EDV-Grundkenntnisse oder Schreibmaschinenkenntnisse“ haben. Und, ganz wichtig: Sie sollen „keine Bewerber aus den neuen Bundesländern“ sein.

Der Pressesprecher des Arbeitsamtes Regensburg, Walter Straub, sagte gestern zur taz, dass der Chef des Unternehmens auf der Formulierung „keine Bewerber aus den neuen Bundesländern“ bestanden habe. Die Mitarbeiterin seiner Behörde habe ausdrücklich nachgefragt, ob die Ausschreibung tatsächlich so erscheinen soll. Der Pressesprecher sagte aber auch, dass das Arbeitsamt „berechtigten Wünschen des Arbeitgebers“ Rechnung zu tragen habe. „Hintergrund“ des Zusatzes bei der Stellenanforderung sei, verriet der Sprecher mit dem bayrischen Dialekt, „der sächsische Dialekt“. In Callcentern sei „die Stimme das Kapital“. Doch normalerweise würden neutralere Formulierungen gewählt. „Keine Bewerber aus den neuen Bundesländern“, räumte er schließlich ein, sei „vielleicht ein bisschen überzogen“.

Der Chef des Callcenters, Johann Kapfhammer, sagte gegenüber der taz, dass er den Satz so nicht in Auftrag gegeben habe. Stattdessen hätte es heißen sollen „Westdeutsche ohne Dialekt bevorzugt“. Wie dem auch sei: dass der Unternehmer, der im Frankfurter, Hamburger und Düsseldorfer Raum tätig ist, keine Ostdeutschen will, daraus machte er keinen Hehl. „Bei Bewerbern aus den neuen Ländern habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.“ Er habe „Begeisterungsfähigkeit und Motivation“ vermisst. „Die waren immer irgendwie resigniert.“ Kapfhammer beteuerte, dass es ihm um Mitarbeiter gehe, die „mehr oder weniger dialektfrei sprechen und unternehmerisch denken“. Wer gut motiviert sei, bei dem sei es „relativ egal, ob er großartig sächselt oder nicht“. Unter seinen zehn Mitarbeitern sei auch einer aus dem Osten.

Wer auch immer in Regensburg keine Ostler wollte – ab morgen, so versicherte der Sprecher des Arbeitsamtes, werde der Satz nicht mehr im Internet zu lesen sein. Dann werde es nur noch heißen „dialektfrei“.

B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA