Im Visier des Ex-KGB

Geheimdienst geht gegen Umweltschützer vor

BERLIN taz ■ Der russischen Antiatombewegung droht eine verschärfte Kriminalisierung. Nachdem schon in der letzten Zeit mehrfach Atomgegner zu Haftstrafen verurteilt worden waren, hat der russische Geheimdienst FSB nun die Umweltgruppe „Ökologische Baikal-Welle“ (BEW) unter Beschuss genommen. Anlass ist eine Karte, die die radioaktive Verstrahlung der Region um Irkutsk genau nachzeichnet. Der FSB wirft den Umweltschützern vor, dabei „Staatsgeheimnisse“ preisgegeben zu haben. Die BEW arbeitet seit Jahren mit Greenpeace und der Heinrich-Böll-Stiftung zusammen.

Nach Informationen von Ecodefense hatte die BEW die Karte vor 10 Monaten von lokalen Geologen, die eine offizelle Lizenz für vergleichbare Karten haben, erstellen lassen und an lokale Behörden und Umweltschützer verschickt. Nach ihren Angaben zeigt sie „keinerlei geheime Einrichtungen oder Gebiete“. Trotzdem durchsuchte der FSB Ende der vergangenen Woche das BEW-Büro und konfiszierte Festplatten sowie ein Verzeichnis aller Mitarbeiter und Kontakte. Ein offizielles Strafverfahren soll demnächst eingeleitet werden.

„Die Arbeit der BEW ist absolut paralysiert worden“, sagte Jens Siegert von der Heinrich-Böll-Stiftung. Alexander Nikitin aus Sankt Petersburg, der jahrelang selbst als Atomgegner verfolgt wurde, erklärte, nach russischer Gesetzgebung könnten „Informationen über radioaktive Verstrahlung in Russland gar nicht geheim sein“. BW