Funkeln im Auge

Auch nach ihrem Ausstieg bei „Sisters Keepers“ hat Ayo anderes als Schlafzimmer-Soul im Sinn

Als Solokünstlerin dürfte sie bislang einer eher kleineren Fangemeinde bekannt sein. Dabei hatte Ayo mit dem afrodeutschen Musikprojekt Sisters Keepers und der Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Single „Liebe und Verstand“ sowie dem dazugehörigen Video, dessen Idee von ihr stammte, sogar schon einen Charterfolg.

Als Tochter eines nigerianischen Vaters in der Nähe von Köln geboren und aufgewachsen, hat sie die vielfältigen kleinen und großen rassistischen Ressentiments einer weißen Mehrheitsgesellschaft selbst erlebt. Der Pass, der sie als deutsche Staatsbürgerin ausweist, half ihr wenig, Blicke und Gesten waren die harmlosesten Reaktionen auf ihre Hautfarbe. In dem besagten Video wird diese Erfahrung zahlreicher Afrodeutscher gespiegelt und gezeigt, wie stark diese Blicke und Gesten Menschen ausgrenzen, abstempeln und als Minderheiten festschreiben.

Doch Ayos Engagement bei Sisters Keepers war Episode. Nach einigen Streitereien mit dem Management von Brothers Keepers – dem assoziierten Zusammenschluss männlicher afrodeutscher Rapper („Adriano, letzte Warnung“) – stieg sie aus, um sich wieder auf ihre eigene Musik zu konzentrieren. Seitdem hat Ayo mit zahlreichen anderen Künstlern zusammengearbeitet, etwa dem Frankfurter Rapper Chima, der im Herbst im Vorprogramm von Xavier Naidoo zu sehen war. Zuletzt sang sie auf mehreren Tracks vom Old-School-Rapper – und ebenfalls bei Brothers Keepers engagierten – Germ, der vor kurzem sein Album Bewusstsein veröffentlichte.

HipHop ist dabei für die Musik von Ayo nur von geringerer Bedeutung. Ihr Sound heißt Soul, der mit einem kräftigen Schlag Reggae angereichert ist. „Für Musik würde ich sterben“, sagt die 22-Jährige, und angesichts des Funkelns in ihren Augen, während sie das sagt, glaubt man ihr sofort. Singen hat sie im Jugendclub gelernt. Während ihr Vater glaubte, dass sich Ayo mit Jungs rumtreibe, verbrachte sie die Zeit singend und tanzend mit ihren Freundinnen.

Ihre Texte, die sie alle selbst schreibt, handeln nicht nur von Liebe und Leidenschaft. Auch Kritisches ist darunter, etwa wenn sie sich mit den Vorurteilen gegenüber schwarzen Europäern auseinandersetzt, die sie bei Schwarzen aus Afrika bemerkt hat. Für ihr neues Album sucht Ayo derzeit noch ein Label, live hingegen kann man die leidenschaftliche Soulsängerin dieser Tage gleich zweimal auf Hamburger Bühnen erleben.

Dirk Seifert

Ayo & Band: Donnerstag, 21 Uhr, Fundbureau; Kangaroots Sound System feat. Ayo: Donnerstag, 5.12., 21 Uhr, Hafenklang