Mädchenschwarm und stiller Aufklärer

Der Balinese I Made Mangku Pastika leitet die internationalen Ermittlungen zum Terroranschlag auf der Ferieninsel

Junge Balinesinnen himmeln ihn an. Ihrem Landsmann, General I Made Mangku Pastika, ist das allerdings unbehaglich. Der Chef des internationalen Ermittlerteams, das die Bombenanschläge von Bali aufklären soll, will kein Zielobjekt für Schmeicheleien sein. Indonesiens neuer Vorzeigepolizist gilt als geradlinig und unbestechlich. Bereits an früheren Einsatzorten trieb er ungewöhnlich hartnäckig Ermittlungen voran. Das prädestinierte den 51-Jährigen für seinen neuen Job. Indonesien steht nach den Anschlägen von Bali verstärkt unter internationalem Druck.

Pastika, Sohn eines Grundschullehrers, spricht mehrere Fremdsprachen und sammelte unter anderem bei Interpol internationale Erfahrungen. Von 1988 bis 1989 war er Befehlshaber der UN-Polizeieinheiten in Namibia. Um schnelle Erfolge oder politische Machtspiele schert sich Pastika nicht. Damit war er schon als Polizeichef in der Unruheprovinz Westpapua dem Militär ein Dorn im Auge. Sein Plan: gründliche Reformierung des Sicherheitsapparates. Der besteht größtenteils aus Einsatzkräften, die von anderen indonesischen Inseln in die abtrünnige Provinz geschickt wurden, um dort „für Ruhe zu sorgen“. Pastika wollte mehr Papuas einsetzen, um die brutale Willkür einzudämmen.

Kritisch verfolgte das in der Post-Suharto-Ära noch immer übermächtige Militär Pastikas Untersuchungen mehrerer Morde in Westpapua. Beim Anschlag auf Mitarbeiter des US-Konzerns Freeport im August wie auch bei der Ermordung des Unabhängigkeitsführers Theys H. Eluay vor einem Jahr führten die Spuren in Richtung Kopassus, einer berüchtigten Sondereinheit der indonesischen Armee.

Deren Unantastbarkeit zu missachten, brachte Pastika den Vorwurf ein, er verstünde nichts von Politik. „Da stimme ich zu“, wurde er einmal zitiert, „manche verachten mich dafür, aber ich mache bloß meinen Job.“ Und das tut Pastika gründlich, geduldig und erstaunlich leise. Während es aus Jakarta, den USA und Australien sofort nach den Bali-Bombenanschlägen tönte, die radikalislamistische Jemaah Islamiyah (JI) und Ussama Bin Ladens Terrornetzwerk al-Qaida seien die Attentäter, blieb Pastika zurückhaltend. Immer wieder betonte er, man habe dafür noch keine konkreten Beweise – auch nachdem der verhaftete Imam Samudra nun zugegeben haben soll, Hambali, den strategischen „Kopf“ der JI, zu kennen.

Im Gegensatz zu Polizeichef Da’i Bachtiar, der strahlend mit jedem noch so kleinen Ermittlungsdetail vor die Kameras tritt, will Pastika keine voreiligen Schlüsse präsentieren. „Es ist in Ordnung, Kritiker zu haben“, sagt der 51-jährige Balinese mit Blick auf jene, die ihn deswegen der Unfähigkeit bezichtigen wollen, „aber bevor sie etwas sagen, sollten sie die Fakten kennen.“

Für die Bali-Ermittlungen wurde Pastika von Präsidentin Megawati aus Westpapua zurückbeordert. Sein australischer Kollege Graham Ashton prophezeite, sie könnten Jahre dauern. Das Militär dürfte sich darüber freuen. Trotz mehrerer Festnahmen leugnet es hartnäckig, dass die eigenen Landsleute hinter dem Mordanschlag stecken. Dass Pastika noch ein Weilchen mit der Tätersuche beschäftigt bleibt, passt auch ins Kalkül der Generäle. Ohne seine energische Intervention wird es dort kaum zu Reformen und erst recht nicht zur Aufklärung der Morde kommen. NICOLA GLASS