Kuriositäten-Kabinett

Geschenke erhalten die Freundschaft, seien es Bierkrüge, Kamel-Käse oder chinesische Weisheiten. Was Gäste dem Bremer Bürgermeister verehren

Gold, Weihrauch und Myrren – solche Kostbarkeiten pflegten ausländische Delegationen zu biblischen Zeiten als Gastgeschenke mitzubringen. Das ist bekannt. Doch was haben der Postminister Vietnams, der Botschafter Angolas, die britische Queen oder irgendwelche deutschen Skatbrüder, die sich im Rathaus bei Henning Scherf die Klinke in die Hand geben, für den Bremer Bürgermeister in petto?

„Die Leute stellen sich immer die tollsten Dinge vor. In der Regel sind das aber keine kostbaren Geschenke, sondern nur Kleinigkeiten mit symbolischem Wert.“ Birgitt Rambalski, Protokoll-Chefin im Rathaus, muss immer wieder der überbordenden Phantasie von Bürgern entgegentreten: „Die Zeit der großen Geschenke ist vorbei, wie bei uns sind auch anderswo die öffentlichen Kassen leer.“

Bildbände, Münzen und Wimpel – das sind die klassischen Präsente. „Solche Dinge lassen sich bequem im Reisegepäck mitnehmen“, weiß der ehemalige Protokoll-Chef Peter Reischauer aus Erfahrung. Doch auch unter den scheinbar gewöhnlichen Gastgeschenken verbergen sich Unikate. So lagerten Aufkleber aus dem All im Rathaus, raunt Reischauer. Interessante Vermutungen lassen sich da anstellen: Wurden die Aufkleber etwa von Außerirdischen überreicht, die zum Spatenstich für den Space Park anreisten und die intergalaktischen Beziehungen festigen wollten? Reischauer hat eine nüchternere Erklärung parat: „Die Aufkleber waren Geschenke von Astronauten und sind zuvor an Bord einer Rakete gewesen.“

Besonders ein Besuch der britischen Queen Anfang der 80er Jahre ist Reischauer aus seiner Dienstzeit in Erinnerung geblieben. „Die Queen bringt immer signierte Fotos in verschiedenen Ausführungen mit. Der Präsident des Senats bekam ein großes Porträt mit Silberrahmen, der Polizeichef und ich nur ein kleines mit Lederrahmen.“

Doch auch wenn im Rathaus die Schätze nicht überquellen und es keine Raritätensammlung mit Känguru-Zähnen, Goldmasken und Samurai-Schwertern gibt – ein Blick in die Amtsstuben fördert doch die eine oder andere kleine Kuriosität zu Tage: So steht auf einem kleinen Beistelltisch im höchstbürgermeisterlichen Büro ein ganz besonderes Prachtexemplar. Der rustikale Bier-Krug ist mit den vier Skat-Buben verziert und eine „Ehrengabe des Deutschen Skat-Clubs e.V.“, dessen Mitglieder jüngst in Bremen um den „Deutschlandpokal“ kloppten. Daneben lädt eine kleine Silberschale mit getrocknetem Kamel-Käse aus der Mongolei zum Naschen ein, und eine chinesische Kalligrafie an der Wand verrät dem Chinesisch-Kundigen: „Auf den vier Ozeanen sind alle Brüder.“

Schnell häufen sich derlei Kleinigkeiten in Scherfs Büro. Doch auf Dauer können nicht alle Präsente in Bremer Amtsstuben unterkommen. Versteigern für einen guten Zweck will man sie nicht. Rambalski: „Man kann Geschenke, die als solche erkennbar sind, nicht weitergeben. Das verbieten Höflichkeit und Konvention.“ So wird der Nippes aus aller Welt eben verpackt und eingemottet „bis zum St. Nimmerleinstag.“ Anne Ruprecht