monarchie und motorsport von ALOIS BERGER
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Das belgische Königshaus wird vom Pech verfolgt. Erst fiel der König an der Côte d’Azur vom Motorrad und brach sich den Knöchel, dann regnete es gleichzeitig auf allen vier Landsitzen, und vor ein paar Tagen ist auch noch die Königin die Schlosstreppe runtergepurzelt. Über Hundeleinen. Nicht über eine Hundeleine, nicht über zwei, sondern über ein ganzes Rudel Hundeleinen. Weil einer der königlichen Pittbulls Geburtstag hatte und der halbe mitteleuropäische Pittbullhochadel ins Schloss Bellevedere gekommen war. Mit Leinen. Und über das Knäuel ist die Königin die Treppe runter.

Außer Unglücksfällen erfährt man von der belgischen Königsfamilie eigentlich recht wenig. Von Prinzessin Astrid ist beispielsweise nur bekannt, dass sie bei ihrem ersten Schweizbesuch von der Straßenbahn umgefahren wurde. Im Gegensatz zu den britischen Royals nehmen die belgischen ihren Unterhaltungsauftrag alles andere als ernst. Dabei hätten sie schon was zu bieten, aber das erfährt man nur, wenn zufällig ein 18-Jähriger eine Biografie über die Königin schreibt. Nicht, dass der Knabe für seinen Herz-Schmerz-Kitsch besser recherchiert hätte als all die Königsschreiber des Landes. Er wusste sogar weniger als die Schranzen, zum Beispiel war ihm nicht bekannt, dass des Königs uneheliche Tochter ein Tabu ist. Und deshalb hat er öffentlich ausgebreitet, was fast alle Journalisten Belgiens wussten. Der Königin soll es das Herz gebrochen haben. Wegen der Schande – neu war auch ihr der Seitensprung ihres Albert nicht.

Aber darüber ist der König selbstverständlich nicht gestürzt, sondern über die Lenkstange. Was die Frage aufwirft, ob der König jemals einen Führerschein gemacht hat. Schließlich gehört Albert II. zu jener Generation Belgier, die den Zettel nur abholen mussten. Die Fahrprüfung wurde erst Anfang der Siebzigerjahre eingeführt, und die Fahrschule kann man sich in Belgien heute noch sparen, wenn man hinten ein großes „L“ ins Heckfenster klebt und jemanden findet, der behauptet, er wäre neun Monate lang auf dem Beifahrersitz mitgefahren. Der muss nur einen Führerschein haben, wobei niemand fragt, wie er ihn gemacht hat.

Es gibt Grund zur Annahme, dass der König auch seinem Nachwuchs das Fahren beigebracht hat. Albert war in seiner Zeit als Herzog von Lüttich für seinen schnellen Reifen bekannt und soll sich auch lange gesträubt haben, König zu werden, weil er lieber weiter durch Brabant gebraust wäre. Jetzt muss er zum Brettern an die Côte d’Azur, weil ein König im eigenen Land kein schlechtes Beispiel geben soll. Prinz Laurent dagegen wurde kürzlich wieder einmal auf der kurzen Pflasterstraße zwischen Königsplatz und Justizpalast mit 120 gestoppt. Er habe es eilig, kanzelte er die Polizisten ab. Gäbe es in Belgien ein Flensburg, würdeLaurent dort jährlich den Jackpot knacken.

Doch seit letzter Woche gilt Prinz Laurent als Held der Straße, weil er bei einem Unfall angehalten und erste Hilfe geleistet hat. Und das, obwohl er an der Karambolage gar nicht beteiligt war.