Ein Intendant knickt ein

Der Bayerische Rundfunk überlässt der CSU die Entscheidung, ob er den bekannten Sportreporter Günther Koch auch als Landtagsabgeordneten weiterbeschäftigt. Eigentlich wäre das möglich. Doch Koch kandidiert dummerweise für die SPD

aus München OLIVER HINZ

Mit einem ganz besonderen Gefühl dürfte Günther Koch vom Bayerischen Rundfunk (BR) heute Nachmittag das Spiel des 1. FC Nürnberg gegen die Dortmunder Borussen für die ARD-Schaltkonferenz kommentieren.

Denn wenn es nach dem Willen seines Namensvetters Günther Beckstein ginge, säße da schon ein anderer. Den bayerischen Innenminister, der auch im Rundfunkrat des BR Politik macht, vergrätzt, dass Koch bei den Landtagswahlen 2003 für die SPD antritt. Als der Reporter seine Kandidatur ankündigte, verlangte Rundfunkrat Beckstein umgehend nach einem Sendeverbot. Es sei „sicher ausgeschlossen“, dass Koch nach seiner gestern Abend anstehenden Nominierung als Kandidat der mittelfränkischen SPD weiter für den BR arbeitet, so Beckstein. Schließlich drohe sonst „Parteiwerbung“. Und die machen beim BR bekanntlich andere.

„Ans Knie pieseln“ wolle ihm da der Innenminister, sagt Koch und scheint sich fast ein bisschen auf die Auseinandersetzung zu freuen. Zuerst hielt auch die Senderspitze voll zu „unserem beliebten und anerkannten Mitarbeiter“ (BR-Pressemitteilung). Doch nach einer Fernsehausschusssitzung des Rundfunkrats am Donnerstagabend, bei der Beckstein mit BR-Intendant Thomas Gruber sprach, knickte die ARD-Anstalt ein. Das Innenmministerium verbreitete die Jubelmeldung, der Intendant habe zugesagt, „ein Einsatz des BR-Sportreporters Günther Koch kommt nach einer erfolgreichen Kandidatur für ein SPD-Landtagsmandat nicht mehr in Betracht“. Allerdings musste sich Beckstein das sofortige Redeverbot für Koch abschminken: Die zuständige BR-Dienstanweisung gibt dies schlicht nicht her, sondern verbannt Kandidaten nur für die letzten sechs Wahlwochen von Kamera und Mikrofon.

„Geschätzter Experte“

Nun schwärmt Intendant Gruber weiterhin von Koch als „hochgeschätztem Experten in Sachen Fußball“ und betont, die Regularien ermöglichten, dass Abgeordnete als freier Mitarbeiter durchaus für den BR arbeiten könnten. Doch gleichzeitig hat der Anstaltschef der CSU ein Vetorecht gegen seinen eigenen Mitarbeiter eingeräumt: „Unabhängig von der Frage der rechtlichen Zulässigkeit ist Voraussetzung für eine Weiterbeschäftigung eines BR-Mitarbeiters, der zum Abgeordneten gewählt wird, dass hierüber parteiübergreifender Konsens erzielt wird“, erklärte Gruber.

Also keine Chance für den Sportreporter. Der unvermeidliche CSU-Medienexperte Markus Söder, der auch bei den jüngsten ZDF-Politpossen in der ersten Reihe saß, wettert gegen den „Rollenkonflikt“ zwischen der Arbeit im Landtag und beim BR. In der CSU heißt es sogar, falls Koch weiter arbeiten dürfe, finge auch der beurlaubte BR-Fernsehmann Söder wieder an.

Koch selbst will nach seinem Einzug in den Landtag den Konsens herstellen: „Dann muss die CSU die Hosen runterlassen.“ Falls die Schwarzen bei ihrem Nein bleiben? „Dann höre ich als Abgeordneter sofort auf. „Mein Priorität ist Reporter“, sagt Koch.

Dabei: Wenn der BR auch mit CSU-Anhängern so streng wie mit Koch umginge, müsste er die ganze Fernsehspitze rausschmeißen. Prominentestes Beispiel: Fernsehchef Gerhard Fuchs. Er warb auf einem CSU-Wahlplakat für die Landtagskandidatur seiner Frau. Das war für den BR nie ein Problem.