BURUNDI: BEGRENZTE HOFFNUNG AM TANGANJIKA-SEE
: Der Frieden beruht auf Spaltung

Das Waffenstillstandsabkommen zwischen Regierung und Hutu-Rebellen in Burundi könnte den Durchbruch zum Frieden im Afrika der Großen Seen insgesamt bedeuten. Beide Seiten haben Zugeständnisse gemacht, und die Regierungen Afrikas lassen die Bereitschaft zum eigenen militärischen Engagement erkennen – was bei den Konflikten in Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo noch schmerzlich fehlte. Zugleich stehen internationale Geldgeber Schlange, um im Falle einer Befriedung Milliardensummen in das verwüstete kleine Land am Tanganjika-See zu pumpen.

Doch nützt das alles nichts, solange die grundlegenden Fragen nicht gelöst sind, die Burundi überhaupt erst zu einem Bürgerkriegsland gemacht haben. Die abgrundtiefe Hutu-Tutsi-Spaltung, die auf beiden Seiten die Bereitschaft zum bedenkenlosen Abschlachten des Gegners umfasst, wird durch die nach Hutu und Tutsi aufgeschlüsselte Teilung der Posten in den neuen Übergangsinstitutionen nicht überwunden, sondern verschärft. Das Selbstverständnis der burundischen Hauptstadt Bujumbura als regionales Zentrum des Rohstoffschmuggels und der unkontrollierten Anhäufung von Reichtum wird mit den Versprechungen fetter Wirtschaftshilfe, deren Summen die Höhe des burundischen Bruttosozialprodukts übersteigen, gefördert und nicht entkräftet.

Das Dilemma zeigt sich auch in der deutschen Politik. Die Wiederaufnahme der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Burundi äußert sich bisher vor allem in einer langen Liste von Projektvorhaben von Armutsbekämpfung bis Justizreform, die sich aber aufgrund der realen Kriegslage im Land nicht so recht umsetzen lassen. Bei der konkreten Nothilfe dagegen sind mit Ausnahme der Deutschen Welthungerhilfe nichtdeutsche Hilfswerke unter sich. Karikaturhaft verkörpert die deutsche Burundipolitik die Hilflosigkeit eines Vorgehens, das Papieren mehr Wirklichkeitsgehalt beimisst als der Wirklichkeit selbst. Die Burunder reden von Frieden – und leben mental weiter im Krieg. Aber man muss ihnen das nicht auch noch glauben. DOMINIC JOHNSON