Die Sprühdose geht online

Schon immer gab es eine auffällige Seelenverwandschaft zwischen Nerds und Graffiti-Künstlern. Ihre Medien waren zwar verschieden, unkompatibel sogar, der Geist aber war ähnlich. Brandmauern können schöner werden und elektronische Büromaschinen auch, wenn man die einen mit der Sprühdose, die anderen mit einem gehackten Programmcode behandelt. Eine der konsequentesten Fusionen disparater Medien der letzten Zeit ist unter www.zewall.com zu finden. Ein Java Applet macht es möglich, dass der Mauspfeil zur sauber einstellbaren Düse wird. Anders als in der Realität kann man damit seine Tags in allen Druckstärken und Farben auch mal in einer Umgebung üben, die schon ziemlich echt aussieht. Als Sprühhintergrund sind renommierte Orte in Weltstädten ladbar, zum Beispiel die U-Bahn-Station „Arsenal“ in London. Die dort zu bewundernden Meisterwerke fördern die eigene Inspiration und bieten perfektes Studienmaterial. niklaus@taz.de