Eltern werden trotzig

Obwohl die Zuschüsse gekürzt werden, gibt es immer Initiativen für freie Schulen, etwa in Prenzlauer Berg

Vielleicht ist es wirklich so, dass sich Bürger erst bewegen, wenn der staatliche (Spar-)Druck am größten ist und Bewegungsspielraum eigentlich nicht mehr vorhanden. Berlin dreht den Schulen und Kindergärten den Hahn mehr und mehr zu. Wie zum Trotz sprießen nun pädagogische Initiativen.

Ein schönes Beispiel dafür ist die „Freie Schule“ in der Schönfließer Straße in Prenzlauer Berg. Während Privatschulen allerorten versuchen, die Kürzungen durch den Senat zu verkraften, stürzt sich hier eine neue Initiative ins Abenteuer. Warum? Unzufriedenheit mit der staatlich angebotenen Schule. „Ich finde es erstaunlich, wie viele Eltern ihren Kindern ein selbstbestimmtes Bildungsangebot machen wollen – und dafür viel Mühe auf sich nehmen“, berichtet Jeannette Martins, die Projektleiterin beim gemeinnützigen Träger Pfefferwerk. Das betreibt zwei Kitas und wollte an sich keine Schule gründen.

Die Elterninitiative hat aber ein derart ausgefeiltes Schulkonzept – altersgemischte Lerngruppen, Musikerziehung, später bilingualer Unterricht – vorgelegt, dass sich das Pfefferwerk nun eingeklinkt hat. „Wir unterstützen es, wenn Leute das selber in die Hand nehmen wollen“, sagt Martins. Ab Februar soll es losgehen mit einer Vorschule, im August startet die erste von vier altersgemischten Lerngruppen.

Die Aktion im Pfefferwerk ist nicht die einzige dieser Art. Die großen Träger von Kindergärten wie die Caritas berichten, dass Eltern von Zwei- bis Sechsjährigen geradezu im Gründungsfieber sind – sie bilden Kita-Fördervereine, die die staatlich gerissenen Lücken schließen. Die Leute mögen nicht mehr hinnehmen, dass das Land einerseits seine Abc-Schützen in der Innenstadt zu 60 Prozent ohne ausreichende sprachliche Qualifikation in die Schulen schickt – und andererseits bei seinen Kindergärten Betreuerstunden kürzt. CIF

Die „Freie Schule Pfefferwerk“ stellt sich vor, Schönfließer Straße 7, Samstag ab 15 Uhr