UNO verdoppelt ihre Kongotruppe

Sicherheitsrat beschließt Vergrößerung der Blauhelmmission im Kongo auf 8.700 Mann. Neue „robuste Einsatztruppen“ sollen die Demobilisierung irregulärer Milizen im Osten des Landes ermöglichen, wo unzählige Warlords ethnische Massaker verüben

Hilfswerke beklagen seit langem, dass die UNO in Ostkongo zu wenig präsent sei

von DOMINIC JOHNSON

Unter dem Eindruck „ermutigender Entwicklungen“ in der Demokratischen Republik Kongo hat der UN-Sicherheitsrat die UN-Blauhelmmission im Land am Mittwoch erweitert. Die Obergrenze der UN-Mission „Monuc“ wird von 5.500 auf 8.700 Mann erhöht, was angesichts der realen derzeitigen Truppenstärke von 4.258 eine Verdoppelung bedeutet. Die neuen Soldaten sollen die Demobilisierung von Milizen sichern.

Mit ihrem stärkeren Engagement zu einem Zeitpunkt, wo der Friedensprozess zwischen Kongos Regierung und Rebellen stockt, macht die UNO klar, dass sie einen Rückfall des Landes in einen generalisierten Krieg nicht hinnehmen würde. Die einstimmig angenommene Resolution 1445 verändert zugleich das Profil der UN-Mission. Bisher überwachten die Blauhelme v. a. die Waffenstillstandslinie quer durch den Kongo. Mit dem Abzug der dort stationierten ausländischen Truppen erübrigt sich das zunehmend. Nun verlagert die Monuc ihre Aufmerksamkeit in den Osten des Landes, wo die meisten staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen zusammengebrochen ist und marodierende Banden herrschen.

Um die Milizen zum Frieden zu führen, stellt die UNO zwei „robuste Einsatztruppen“ in Kindu und Kisangani auf – den größten ostkongolesischen Städten, die nicht direkt an Kongos Ostgrenze liegen. Die jeweils 1.700 „beweglichen“ und „gut ausgerüsten“ Soldaten, verstärkt durch eine Kampfhubschrauberstaffel, sollen in den Kriegsgebieten Demobilisierungslager sichern. Südafrika und Bangladesch sollen bereits je 1.600 Mann zugesagt haben. Südafrikaner und Bangladeschis sprechen jedoch keine einzige der im Kongo gebräuchlichen Sprachen – auch kein Französisch. Hilfswerke beklagen seit langem, dass die Monuc im Osten Kongo noch immer viel zu wenig präsent sei und dass die Blauhelme selbst dort, wo sie auftauchen, völlig hilflos sind.

Auf die Probe dürfte das neue Konzept alsbald an der Grenze zu Uganda im Nordosten des Kongo gestellt werden. Die dortige Region Ituri ist Schauplatz eines blutigen Kleinkriegs; es häufen sich ethnische Massaker. Da es um die Kontrolle großer Goldvorkommen sowie vermuteter Ölreserven geht und die beteiligten Warlords allesamt Alliierte in Nachbarländern sowie anderen Teilen des Kongo haben, wird der Krieg in Ituri allmählich zur Miniaturversion des abgeflauten „großen“ Kongokrieges.

Ituri ist der einzige Teil des Kongo, mit dem sich die Resolution 1445 näher beschäftigt; allerdings werden außer der bekundeten „tiefen Besorgnis“ keine konkreten Maßnahmen beschlossen. So bleibt offen, wie die Blauhelme sich gegen Ituris Milizen durchsetzen sollen.

Die nominell im Ostkongo – allerdings nicht in Ituri – herrschende Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie), die seit dem Abzug ihrer ruandischen Verbündeten in Schwierigkeiten steckt, ist mit der UN-Resolution nicht zufrieden. RCD-Sprecher Lola Kisanga sagte gestern, er wünsche eine Veränderung des Monuc-Mandats hin zur zwangsweisen statt freiwilligen Entwaffnung von Milizen. Der Sicherheitsrat müsse auch handeln, „damit die Regierung in Kinshasa aufhört, die bewaffneten Banden zu unterstützen“.