Socken, Kalender, Duftwässerchen?

The same drama as last year: Wer hat schon gute Ideen für den Vater, der sich „Gesundheit“ oder „liebe Töchter“ wünscht, die Schwester, die gerade am besten Bares brauchen kann oder den Freund, dem man nicht schon wieder ein Buch schenken will

Spätestens seit der Weihnachtsmarkt geöffnet hat, ist auch die Weihnachtsgeschenkejagd ausgebrochen. Besonders tragisch ist das für alle, die noch nicht einmal Ideen haben, sich der Kaufwut aber auch nicht ganz entziehen können.

Für die Verspielten bietet der Museumsshop des Überseemuseums Spielideen jenseits von Monopoly und Trivial Persuit. Ein ägyptisches Memorie oder das indonesisches Kalaha-Brettspiel für zwei größere Kinder, mit Muscheln als Spielsteine. Die Kleineren könnten Spaß am schildkrötenförmigen Holzpuzzle oder an der mexikanischen Tönflöte, ebenfalls in Schildkrötenform, haben. Die Spielzeug-Blechautos aus Madagaskar haben ihren ganz eigenen Charme und unterstützen, wie die meisten im Museum verkauften Geschenke, Frauen- oder Straßenkinderprojekte.

Für die Kuscheligen könnte eine handgewebte warme Decke zum neuen Schmöker genau das Richtige sein, aber vorsicht! Die Beschenkten sollten unbedingt offen sein für große, bunte Muster, etwa Alpenveilchen oder Rosenmotive und für Fransen. Solche Decken gibt es auch im Überseemuseum, handbewebt nach nordamerikanisch-indianischem Vorbild. Vielleicht braucht ein Bekannter auch mal eine andere Möglichkeit, seine Sorgen abzuladen, als immer die selben Schultern? Die Sorgenpüppchen aus Guatemala sind zwar winzig klein – kaum einen halben kleinen Finger lang – verkraften aber immerhin jede Nacht jeweils eine Sorge. Wenn man sie sich nicht unters Kopfkissen steckt, damit am nächsten Tag alle Nöte wie weggeblasen sind, wohnen sie in einem kleinen bunter Säckchen.

Für die Plastik-FetischistInnen bietet sich eine weite Spielwiese, etwa mit bläulich transparent-durchscheinenden Klodeckeln mit Muscheln-auf-dem-Meeresgrund-Motiven, oder dazu passend der durchsichtige Duschvorhang aus lauter Taschen, in die man Postkarten, Zahnbürsten, kitschige, penetrant riechende Seifenstückchen oder das Quitsche-Entchen stecken kann. Auch reizend: Das Badezimmerverschönerungsset aus zwei Kunststoff-Delphinen, zum auf die – sauber geputzten – Kacheln kleben.

Für die Verschämten und die Vorausschauenden gibt es seit Anfang des Monats einen deutschlandweiten Kondom-Abo-Service. Das Angebot richte sich an alle, „die sich die pikierten Blicke an der Supermarktkasse oder das wissende Lächeln des Apothekers künftig ersparen möchten“, sagen die Anbieter. Aber auch an diejenigen, die künftig ausschließen möchten, im richtigen Moment ohne Kondome dazustehen. Der Abonnent zahlt einmalig einen Betrag per Kreditkarte und bekommt dafür seine Kondome ein Jahr lang frei Haus im neutralen Päckchen – etwas verschämt eben. Er oder sie kann sich das Abo-Paket flexibel zusammenstellen. Mehr unter www.condomabo.com.

Die Praktischen könnten dieses Jahr Taxi-Gutscheine zum netten Ausgeh-Abend verschenken, auch geeignet für besorgte Eltern, die ihre Pubertierenden sicher von der Disco nach Hause kommen lassen wollen. Ebenfalls in die Kategorie „praktisch“ gehören die außen gebatikten und innen mit ausrangierten Milchtüten ausgekleideten Kulturbeutel aus Zimbabwe. Gibt’s im Übersee-Museumsladen, inklusive „Ich unterstütze ein Projekt“-Gefühl.

Für Radfans gibt es ab diesem Wochenende eine neue Adresse, leider alles andere als in Fahrraderreichbarkeit: In der Nähe des Weserparks eröffnet jetzt ein Laden, der Räder im Baukastensystem anbietet.

Für die Sinnlichen bleiben duftende Öle, schöne Romane, Kochrezepte mit besonderen Gewürzen und Zutaten und schließlich deren Phantasie.

Allen, die immer noch nicht weiter wissen, bleibt noch der Verweis auf den Kunsthandwerk-Markt, der in der Unteren Rathaushalle vom 11. bis 22. Dezember stattfindet.

Ulrike Bendrat