Cherie goes Clinton

Die Frau von Tony Blair unterhält geschäftliche Beziehungen unsauberer Art – und leugnet alles

DUBLIN taz ■ Weil ja sonst nichts passiert, hat sich die britische Presse auf Cherie Blair eingeschossen. Die Frau des Premierministers hat mit Hilfe des australischen Betrügers Peter Foster zwei Wohnungen in Bristol zum Sonderpreis von einer Viertelmillion Pfund pro Stück erworben – die eine für Sohn Euan, der in Bristol studiert, die andere als Investition für magere Zeiten.

Foster war am 1. September bei der Einreise nach Großbritannien festgenommen worden. Der mehrfach verurteilte Betrüger sollte ausgewiesen werden. Er legte Widerspruch ein und durfte vorerst bleiben. Durch seine Freundin Carole Caplin, Cherie Blairs Fitnessberaterin, lernte er die Familie des Premierministers kennen und bot sich an, beim Wohnungskauf zu helfen.

Tony Blairs Pressesprecher Godric Smith erklärte, Cherie Blair habe die Verhandlungen um die Wohnungskäufe selbst geführt, schließlich sei sie Anwältin. Damit schien die Sache erledigt. Doch dann druckte die Daily Mail eine E-Mail Cherie Blairs an Foster ab, in der sie ihm dankt, dass er „die Verhandlungen für mich übernommen“ habe. Smith wollte daraufhin sein Amt niederlegen, weil er die Öffentlichkeit belogen hatte, nachdem er von Cherie Blair falsch informiert worden war.

Nun behauptete Cherie Blair, sie wusste gar nicht, dass Foster in mehreren Ländern – darunter Großbritannien – wegen Betrugs verurteilt war. Doch Fosters Anwälte versicherten am Montag, dass sich Cherie Blair am 22. November bei ihnen nach dem Fall erkundigt habe – eine Woche vor dem Kauf der Wohnungen. Sie hatte schon wieder gelogen.

Seitdem gibt es für die Presse kein Halten mehr. „Wäre Cherie Blair im Kabinett ihres Gatten, wäre sie längst entlassen“, schrieb die Sun gestern. Der Independent fordert von Tony Blair, er solle „eins seiner berühmten Dossiers zusammenstellen, diesmal über die Geschäfte seiner Familie“.

Es geht noch weiter. Vor acht Tagen rief das Innenministerium bei Fosters Anwälten an und drohte, den australischen Betrüger drei Tage später zu deportieren. Dabei sollte seine Anhörung erst am 18. Dezember stattfinden. Haben die Blairs interveniert, um einen peinlichen Geschäftsfreund loszuwerden? Das wäre nun wirklich ein Skandal.

RALF SOTSCHECK