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Gemeinde: Gott heißt nicht Allah oder Aton

Die Namen fremder Götter auf einem neu angefertigten Wandbehang erzürnen die Rechtgläubigen von St. Jakobi

DRESDEN taz ■ „Der echte Ring vermutlich ging verloren.“ Lessings Ringparabel aus dem Drama „Nathan“ gehört wohl zum Kanon des Schulwissens. Doch sein Toleranzgebot gegenüber Islam und Judentum hat sich noch nicht bis in jede Kirchengemeinde herumgesprochen, wie der Fall von St. Jakobi in Schönebeck bei Magedeburg zeigt. Strikte Protestanten dort ertrugen nicht, dass auf einem neuen Wandbehang hinter dem Altar auch die Namen des altägyptischen Sonnenscheiben-Gottes Aton und des mohammedanischen Allah zu lesen waren. Nun verbannte der Gemeindekirchenrat den Behang in einen Vorraum.

Die Gemeinde in Sachsen-Anhalt hatte im Jahr 2000 dem heute 75-jährigen Christof Grüger den Auftrag zur Anfertigung von insgesamt zwölf Wandteppichen erteilt. Damit sollte der Kirchenraum im Gemeindezentrum ausgestaltet werden, in dem im Winterhalbjahr die Gottesdienste stattfinden. Auf den Tüchern sollte in freier künstlerischer und kalligrafischer Gestaltung das Vaterunser dargestellt werden. Der erste Behang sollte mit einem sakralen Einleitungstext versehen werden. Grüger hatte diesen Text einer Gemeindeversammlung zunächst unwidersprochen vorgestellt. Er schlägt eine monotheistische Brücke von Aton über den Gott Moses’ und Jesu Christi bis hin zu Allah. „Ich nun sehe Dein Wirken im All – ausgestreut über die Völker, die Sterne, die Welt, Urgrund des Seins, Allvater über den Himmeln …“

Stramme Gemeindemitglieder indessen wünschten keinen Allvater, sondern einen exklusiven Gott. Sie fürchteten den Teufel des Synkretismus, eine Gleichsetzung verschiedener Gottesbilder, die die Unverwechselbarkeit des christlichen Glaubens gefährdeten. Da könne man ja sein Heil ebenso im Islam suchen. Sogar von „Abwerbung“ ausgerechnet im Altarraum einer evangelischen Gemeinde war die Rede. Sie drohten mit einem Gottesdienstboykott, wenn die Passagen nicht entfernt oder übernäht würden.

Pfarrer Johannes Schulz und der Kirchenrat aber waren um einen Kompromiss bemüht. Im Winter soll der Platz des Wandbehanges nach einer Entscheidung vom Wochenende als „weißer Fleck“ frei bleiben. Erst im Sommerhalbjahr darf der Behang zurückkehren – weil die Gottesdienste dann wieder in der Hauptkirche stattfinden.

Künstler Christof Grüger ist zunächst einmal froh, dass der Auftrag für die noch ausstehenden zehn Tücher nicht storniert worden ist. Die „evangelikalen Fundamentalisten“ seien nur eine Minderheit in der Gemeinde, sagte er der taz. Die gegenwärtige Islamismus-Hysterie habe die Auseinandersetzung wahrscheinlich ebenso befördert wie der Nahostkonflikt. Der Textilgestalter tritt für eine Verständigung der Religionen ein. Er selbst ist Katholik.

MICHAEL BARTSCH

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