Simbabwe streitet um seine Toten

Wie viele Soldaten sind im Kongokrieg gefallen? Militärs brechen das Schweigen

HARARE taz ■ Simbabwes Militärintervention in der Demokratischen Republik Kongo 1998 bis 2002 auf Seiten der Regierung Kabila hat möglicherweise über 1.000 simbabwische Opfer gefordert. Nach Angaben aus Militärkreisen sind seit Mitte dieses Jahres mehrere Militärflugzeuge voll Leichen aus dem Kongo auf der simbabwischen Luftwaffenbasis Manyambe gelandet. „Ich kann keine genauen Zahlen angeben, aber die Zahl der Leichen war dreistellig“, sagt ein Luftwaffenoffizier in Manyambe. „Und vergessen Sie nicht, dass die ganze Zeit Leichen ankommen, seit wir vor vier Jahren in den Kongo gingen. Viele starben eines natürlichen Todes, und natürlich fielen auch einige im Kampf.“

Simbabwe hatte im Sommer 1998 Truppen in den Kongo geschickt, als die Hauptstadt Kinshasa kurz vor der Einnahme durch von Ruanda unterstützte Rebellen stand. Später standen sie an der Kriegsfront und besetzten Bergbaugebiete. Außerdem schützten sie in Kinshasa Präsident Kabila. In diesem Herbst zog Simbabwe im Rahmen eines UN-Friedensprozesses seine 12.000 Soldaten ab. Präsident Robert Mugabe lobte auf einer Militärparade zu Ehren der Rückkehrer vor zwei Wochen ihren „Mut“ und gestand erstmals ein, dass die Simbabwer in schwere Schlachten verwickelt waren. „Bekanntlich gibt es in jedem Krieg Opfer“, sagte der Präsident auf der Parade. „Wir sollten daran denken, dass die Mission uns Leben und viele Ressourcen kostete.“

Genaueres sagte Mugabe nicht – entgegen einem Versprechen von Verteidigungsminister Sydney Sekeremayi, der eine Bekanntgabe der Opferzahlen und Kosten des Krieges angekündigt hatte. Mugabe flüchtete sich dazu lediglich in Sarkasmus. „Entgegen der allgemeinen Annahme, das Land habe schwere Verluste erlitten, waren sie in Wirklichkeit minimal“, meinte er. Hätte Simbabwe einen hohen Blutzoll im Kongo gezahlt, „wären nicht so viele Soldaten und Waffen auf dieser Parade.“

Ein Armeeoffizier sagt dazu: „Mugabe vergaß, dass über 12.000 simbabwische Soldaten im Kongo standen. Bloß weil jetzt 1.200 von ihnen auf der Parade waren, kann er nicht behaupten, dass wenige starben. Das ist naiv und unsensibel.“ Auch Vertreter der Opposition forderten den Präsidenten zu mehr Offenheit auf.

Mehr als die Kriegsopfer beschäftigt Mugabe die Frage, wie Simbabwe vom Kongokrieg profitiert hat. Im Oktober nannte ein UN-Untersuchungsbericht zahlreiche hohe Politiker und Militärs aus Simbabwe als Kriegsprofiteure, die Kongos Ressourcen geplündert, Diamanten und andere Mineralien gehandelt und Geschäftsinteressen akquiriert hätten. Simbabwes Präsident hat dies zurückgewiesen und gesagt, seine Soldaten seien allein zum Schutz der Souveränität des Kongo eingesetzt worden. Der UN-Bericht, heißt es aus hohen Regierungskreisen, sei „Unsinn“ und das Werk von Imperialisten, die dem Image von Simbabwe schaden wollten. GODFREY KARORO