Mutmaßliche Schläger in Uniform vor Gericht

Zwei Polizisten stehen heute vor Gericht, weil sie bei einer Party vor zwei Jahren sehr hart zugeschlagen haben sollen

Eine Party in Kreuzberg, freitags um Mitternacht. Die Nachbarn fühlen sich gestört und greifen zum Telefon. Wenig später klingeln Polizisten an der Haustür. Eine nicht unbekannte Szene aus dem Berliner Alltag. Doch die ungebetenen Besucher in Uniform, die am 13. Mai 2000 die kleine Feier bei Ömer S. (Name geändert) beendeten, beließen es nach Ansicht der Berliner Staatsanwaltschaft nicht bei den üblichen Belehrungen. Sie sollen zugeschlagen haben, mehrfach und gezielt.

Gastgeber Ömer S., von Beruf Kameramann und Medien-Dozent, kämpft noch heute, knapp zwei Jahre später, mit den Folgen des Polizeieinsatzes. Heute soll vor dem Amtsgericht Tiergarten darüber verhandelt werden, wer dem 44-Jährigen eine offene Nasenbeinfraktur, ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Halswirbelsäulenverletzung zugefügt hat.

Dass sich Polizeihauptmeister Bernd O. (28) und Polizeimeister Maik A. (25) überhaupt wegen „Körperverletzung im Amt“ auf der Anklagebank wiederfinden, grenzt dabei schon an ein Wunder.

Unmittelbar nach dem umstrittenen Polizeieinsatz fand sich nämlich zunächst der Gastgeber vor Gericht wieder. Die Beamten hatten auf seine Anzeige mit Gegenanzeigen reagiert. Ein nach Ansicht von Polizeiexperten offenbar üblicher Reflex in derartigen Fällen.

Ein Prozess gegen Ömer S. endete am 12. Juni 2001 mit einem Freispruch. Einige als Zeugen geladene Polizisten verweigerten die Aussage, andere verwickelten sich vor Gericht in Widersprüche.

Trotzdem dauerte es noch einmal achtzehn weitere Monate bis zum morgigen Prozessbeginn gegen die beiden Beamten, die nach Ansicht der Staatsanwaltschaft dafür verantwortlich sein sollen, dass Ömer S. seinen Geruchssinn verloren hat und noch immer unter Schlafstörungen leidet. HEIKE KLEFFNER