Unser Dorf soll schöner werden

Der Senat erzielt offenbar Einigung über den Verkauf des Studentendorfes Schlachtensee. Die einzig verbliebene Bietergemeinschaft darf es richten. Anfang 2003 könnte der Vertrag perfekt sein

von JAN ROSENKRANZ
und ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der Weg ist frei für das Studentendorf Schlachtensee. Nach wochenlangen Verhandlungen mit allen Beteiligten haben sich Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und Wissenschaftssenator Thomas Flierl auf eine Lösung geeinigt.

Danach soll das Areal mit seinem denkmalgeschützten Ensemble aus Wohnhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen an die Bietergemeinschaft Studentendorf Schlachtensee GmbH verkauft werden. Diese will das Dorf sanieren und weiter für studentische Wohnformen nutzen.

Die Studenten waren beim letzten Bieterverfahren als einziger Interessent übrig geblieben, wollten den geforderten Kaufpreis von 12 Millionen Euro aber nicht in voller Höhe zahlen, weil die im vergangenen Winter entstandenen Leerstandsschäden eine sofortige Vermietung unmöglich machen.

Nach Informationen der taz plant der Senat, diese Schäden über eine vom Landesarbeitsamt finanzierte „beschäftigungsschaffende Infrastrukturmaßnahme“ (BIS) beheben zu lassen. Flierl wollte gestern den erreichten Kompromiss noch nicht als endgültigen Erfolg werten, sagte aber: „Es schiebt sich zurecht.“ Er bestätigte aber, dass sich dank einer BIS-Förderung ein Verkaufspreis realisieren ließe, der „in der Nähe des Erwartbaren“ liege. Ob die Förderung genehmigt wird, sei allerdings noch offen.

In den kommenden Wochen wird eine Senatsvorlage erarbeitet, um den Deal perfekt zu machen. Auch Finanzsenator Sarrazin muss noch zustimmen.

Damit wäre nach vier Jahren des Gezerres das Studentendorf an der Wasgenstraße, das abgerissen werden sollte, mit einem Modellprojekt gerettet. Die Einigung würde auch bedeuten, dass die Bietergemeinschaft endlich Planungssicherheit erhält. Zunächst soll die bestehende Genossenschaft in Gründung eingetragen werden, damit möglichst bald ein Kaufvertrag unterzeichnet werden kann. Danach müssen weitere potente Genossen geworben werden. Den Preis für die Liegenschaft beabsichtigt der Aufsichtsrat der Genossenschaft – dem unter anderem Studenten, der Architekt Hardt-Waltherr Hämer und PDS-Fraktionsmitglied Bernd Holtfreter angehören – sich stunden zu lassen und erst Ende 2003 zu überweisen.

„Sobald die letzten Unsicherheiten beseitigt sind, geht es hier los“, sagten die Studenten Jörg Müller und Jens Uwe Köhler, beide langjährige Beförderer der selbst verwalteten und zukünftig selbst betriebenen Wohnanlage, zur taz. Zunächst sei vorgesehen, die einstmals über 1.000 Wohnheimplätze wieder zu vermieten. Danach werde mit einem ersten Sanierungsschritt begonnen. Im Laufe der Zeit sollen von der Genossenschaft die Wohnhäuser renoviert und innen nach zeitgemäßen Anforderungen für Studenten und internationale Stipendiaten umgebaut werden.

Zugleich, betonte Köhler, sei geplant, freie Flächen zu veräußern und von Bauträgern mit „universitätsnahen Wohnformen“ bebauen zu lassen. Als Finanziers haben die Bayerische Landesbank und der Bauträger NDC ihr Interesse geäußert.