: Wahlziel: Scherf
Hartmut Perschau ist der unangefochtene Spitzenkandidat der CDU, direkt dahinter Jens Eckhoff und Catrin Hannken
„Unser Wahlziel ist es, so stark zu werden, dass die große Koalition fortgesetzt werden kann“, erklärte gestern der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann, nachdem 90 Bremer CDU-Delegierte am Samstag die personelle Besetzung für die Wahlkampf-Liste beschlossen hatten.
Die große Koalition sei „unabdingbar zur Existenzsicherung Bremens“, erklärte Neumann die in der Geschichte der Bremer CDU einzigartige Wahlaussage. Aber es gibt auch taktische Gründe: Die CDU hat kaum eine Alternative. „Die FDP wird die 5 Prozent nicht schaffen“, schätzt Neumann. Und selbst wenn – es würde nicht reichen. Mit ihren angriffen auf die CDU hat die FDP Neumann auch verärgert. „Es lohnt sich nicht, länger darüber nachzudenken“, hakt er das Thema ab. Für Schwarz-Grün stimme das „Gesamtklima“ nicht. Keine komfortable Lage – Neumann muss das Beste daraus machen. Und da auch viele SPD-Anhänger eigentlich die Große Koalition wollten, soll die Parole sein: Wer die Große Koalition will, muss diesmal CDU wählen.
Einstimmig ist Bremens Finanzsenator Hartmut Perschau am Samstag zum Spitzenkandidat für diese Strategie gewählt worden. Überraschend klar fiel auch die Mehrheit für den Fraktionsvorsitzenden Jens Eckhoff auf Platz zwei aus: Während Eckhoff vor vier Jahren noch um Platz 17 kämpfen musste, erhielt er diesmal 82 von 90 stimmen. Offensichtlich haben sich Neumann und Eckhoff gut arrangiert. Man könnte das Ergebnis auch so interpretieren, dass die Partei sich eine andere Strategie offen hält – für das Jahr 2007 oder für den Fall, dass die SPD diesmal ohne CDU regieren will. Denn Perschau würde nicht unbedingt Fraktionsvorsitzender einer Oppositionspartei werden wollen, auch Josef Hattig – als Zugpferd für den Wahlkampf auf Platz 4 gesetzt – will Senator bleiben und „eher nicht“ Bürgerschaftsabgeordneter werden, formulierte Neumann.
Wenn aber die CDU wieder mitregiert, dann könnte es auch bei den Senatoren und Staatsräten Veränderungen geben, erklärte der Parteichef. Dass Elisabeth Motschmann von Platz zwei der Landesliste auf Platz sechs verdrängt wurde, sei nicht als Kritik an ihrer Arbeit als Staatsrätin zu verstehen, versicherte Neuman indes. Sie wie die Wirtschaftsstaatsrätin Sybille Winther hätten eben mehr „repräsentative“ Aufgaben in den Ressorts.
Auf Platz drei, das war die angekündigte Überraschung, wird Catrin Hannken kandidieren, die 29-jährige Juristin, die die CDU sehr streitbar und erfolgreich im Untersuchungsausschuss Bau und Immobilien vertreten hat. Weil auch sie ihren Wohnsitz in Schwachhausen genommen hat und die „Schwachhauser“ bei den parteiinternen Kandidaten für die Liste überrepäsentiert sind, müssen CDU-Abgeordnete wie Silke Strietzel (nur Platz 36) und Karola Jamnig-Stellmach (Platz 39) sich mit fast aussichtslosen Listenplätzen begnügen. Die Kampfabstimmung um Platz 30 entschied Karin Schnakenberg mit dem Argument für sich, dass sie dann die „erste“ Hemelingerin auf der Liste würde.
Die umweltpolitische Sprecherin Viola Mull, die vor vier Jahren schon heftig kämpfen musste, landete diesmal im dritten Anlauf auf Platz 34 hinter Silvia Neumeyer.
Während die senatorische Spitzenmannschaft (Perschau, Hattig, Böse) ein Durchschnittsalter von 61 Jahren auf die Waage bringt, präsentieren sich auf den mittleren Plätzen viele jüngere Frauen. Die Frauenquote unter den ersten 35 Plätzen liegt bei 40 Prozent, verkündete der 60-jährige Neumann stolz. Das Durchschnittsalter liegt bei 44,4 Jahren. Die CDU ist damit auf den Generationenwechsel gut vorbereitet. Ob er schon 2003 stattfindet oder erst 2007 –das hängt vom Wahlergebnis ab. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen