Letzte Hoffnung gegen Pipeline

Betroffene setzen auf neuen Präsidenten Ecuadors. Bundesregierung soll bei anstehendem Besuch Moratorium fordern. Kreditgeber WestLB bewegt sich nicht

KÖLN taz ■ Bereits einen Monat vor seinem Amtsantritt kommt der designierte ecuadorianische Präsident Lucio Gutiérrez heute zu einem zweitägigen Besuch nach Berlin. Ein zentraler Punkt der Gespräche wird der Bau einer Ölpipeline in den armen östlichen Provinzen Ecuadors sein. Seit August 2001 baut die Firma OCP (Oleoductos de Crudos Pesados) begleitet von internationalen Protesten eine rund 500 Kilometer lange Ölleitung, die zum Teil durch geschützten Regenwald im Amazonasgebiet führt. Mit rund einer Milliarde Euro finanziert ein Konsortium aus 16 Banken, Versicherungs- und Pensionsfonds das Projekt. Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) führt das Konsortium an.

Sprecher von Bauernverbänden und Indigenas werfen Polizei und Armee vor, als Handlanger der OCP zu fungieren und die Anwohner massiv unter Druck zu setzen, damit diese ihre Grundstücke zu Schleuderpreisen verkauften. Beim Bau der Pipeline würden zudem elementare Sicherheitsvorkehrungen ignoriert. 20 bis 30 Arbeiter seien deshalb bereits auf der Baustelle umgekommen.

Auch die Weltbank hatte die WestLB Anfang November bereits zum zweiten Mal aufgefordert, die Sozial- und Umweltstandards für das Projekt einzuhalten. Die Landesbank hat bislang offenbar nicht reagiert. Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umweltorganisation „Urgewald“, kündigte an, die WestLB künftig zur „Zielscheibe“ einer internationalen Kampagne zu machen. „Rettet den Regenwald“ appellierte an die Bundesregierung und Präsident Johannes Rau, sich dafür einzusetzen, dass Gutiérrez „nach Amtsantritt ein sofortiges Moratorium für den Bau der OCP verfügt“.

Weil sich der 45-jährige Armeeoberst im Wahlkampf für die indigene Bevölkerung und die armen Bauern stark gemacht hatte, lastet nun die ganze Hoffnung der Gegner des Pipeline-Projekts auf ihm. Ein Indigena-Sprecher prophezeite bei seinem Deutschlandbesuch vergangene Woche einen „Aufstand, falls der neue Präsident unsere Sorgen ignoriert“. SEBASTIAN SEDLMAYR