Kleiner Widerstand, große Flieger

In der Eifel häuft sich seit einigen Monaten der Protest gegen den Ausbau des US-Militärflughafens Spangdahlem. Erste Friedensdemonstration fordert neue Gutachten und warnt vor Gefahr des Treibstoffs JP 8. Enteignungen für das Militär

aus Binsfeld HEIDE PLATEN

120 Menschen können viel sein in einer Region, die dünn besiedelt ist und nicht gerade erprobt im Widerstand. Der Koordinator der Bürgerinitiative „Erweiterungsgegner Flugplatz Spangdahlem“, Hans Günther Schneider, war jedenfalls am Samstagnachmittag mit den Teilnehmern der kleinen Friedensdemonstration zufrieden. Der Nebenerwerbsbauer protestiert seit Jahren gegen den Ausbau des US-amerikanischen Militärflughafens Spangdahlem östlich von Bitburg in der Eifel. Sein Hof liegt wenige hundert Meter vom Ende der Rollbahn des Stützpunktes entfernt. Die Demonstranten zogen mit einer Lichterkette von der Kirche des rheinland-pfälzischen Ortes Binsfeld (1.200 Einwohner) zu einem auf der geplanten Erweiterungsfläche gepflanzten Friedensbaum.

Die Demonstranten forderten ein unabhängiges Gutachten über die zu erwartende Lärmbelästigung sowie eine neue Prüfung des Standortes für die Großflugzeuge. Schon jetzt starten und landen die Maschinen in unmittelbarer Ortsnähe. Der Dauerlärm, so Schneider, liege derzeit bei 70 Dezibel, „aber 110 sind keine Seltenheit“. Möglicherweise gehe auch eine große Gefahr von dem Nato-Treibstoff „Jet Porpellant 8“ (JP 8) aus, dem auch US-amerikanische Toxikologen nach Tierversuchen Krebs verursachende Wirkung zuschreiben. Die Flugzeuge würden zum Beispiel in Binsfeld, der nächstgelegenen Gemeinde, keine 500 Meter von Kindergarten und Schule entfernt starten und landen. Eine Demonstrantin: „Wir haben Angst, dass unsere Kinder vergiftet werden.“ Der Bau soll in der ersten Jahreshälfte 2003 begonnen werden.

Der Widerstand in den knapp 20 betroffenen Gemeinden formierte sich erst vor einem Jahr. Er sei aber, so Schneider, in den letzten Monaten „regelrecht explodiert“. Für den Ausbau war den umliegenden Bauern nach dem „Gesetz über die Landbeschaffung für Aufgaben der Verteidigung“ von 1957 mit Enteignung gedroht worden. Planfeststellungsverfahren und Anhörung gab es nicht. Etliche Prozesse gingen verloren, viele Landwirte nahmen die Entschädigung an und verpflichteten sich, nicht gegen den Ausbau zu klagen. Schneider: „Die Menschen sind eingeschüchtert und zermürbt.“ Er gehört zu „den bösen Jungs“, den Bauern, die ihr Land nicht verkaufen wollen. Auch ihm droht nun die Enteignung.

Die Demonstramten monierten mangelnde Unterstützung durch die Landesregierung. Im Sommer 1989, damals noch in der Opposition, hatte sich Ministerpräsident Kurt Beck deutlich gegen den Ausbau des Militärflughafens ausgesprochen. Die Region sei mit den Militärstützpunkten Ramstein und Bitburg, als Übungsgebiet für militärische Tiefflüge, Standort von acht Nato-Flugplätzen und dem größten europäischen Giftgaslager ohnehin schon über das erträgliche Maß hinaus belastet. Beck 1989: Bundes- wie Landesregierung hätten die „vitalen Interessen unseres Landes und seiner Menschen nicht mit der nötigen Entschiedenheit vertreten“.