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Abschied vom Solidarprinzip

betr.: „Ministerin mit AOK-Horizont“, taz vom 11. 12. 02

Frau von Oppen ist der Meinung, dass der Bonustarif der Techniker-Krankenkasse ein genialer Beitrag zur solidarischen Gesundheitsversicherung ist. Diese Meinung kann ich so nicht stehen lassen. Bekannt ist, dass die Techniker-Kasse eine der Kassen mit vielen so genannten „guten Risiken“ ist.

Wenn nun genau diese Kasse ihren Mitgliedern die Möglichkeit eröffnet, aus der solidarischen Versicherung auch nur teilweise auszusteigen, hat das genau das Aushöhlen des Solidarprinzips zur Folge, wie Ministerin Schmidt meint. Welcher Kranke wird auf dieses Angebot eingehen?

Ich meine, nur die gesunden Versicherten werden sich dafür interessieren. Das Risiko für den Fall, unvorhergesehenerweise doch schlimmer krank zu werden, ist mit 60 Euro relativ günstig zu erkaufen. Doch die anderen Versicherten, die chronisch Kranken, können sich dieses Risiko nicht leisten. Wofür soll also nun die Bonusregelung gut sein, außer dafür, sich langsam aus dem Solidarprinzip zu verabschieden? Und was soll der Vorwurf, Patienten würden überflüssigerweise zum Arzt gehen? Woher hat Frau von Oppen die Quellen, das dies überhaupt so ist? Wer geht schon gerne freiwillig zum Arzt, wenn er/sie nicht krank ist? Ein weiteres Problem sehe ich: Wenn Leute sparen wollen und bei Krankheit nicht zum Arzt gehen, kann das später noch viel teurer für die Solidargemeinschaft werden.

Attraktiver werden die gesetzlichen Krankenkassen durch Modelle wie das der TK auch nicht. Attraktivität wird meiner Meinung nach erreicht durch gute Beratung, ein breites Spektrum an Leistungen und einem menschlichen Umgang bei Problemfällen. Dass die TK jetzt nur bei freiwillig Versicherten diese Regelung anwenden darf, macht das Ganze auch nicht besser.

PETER FRIEMELT, München

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