zahl der woche
: Ein Fest globalisiert sich

Die meisten Weihnachtskugeln kommen aus China

Ziemlich kühl bezeichnet die Kommunistische Partei Chinas das religiöse Weihnachtsfest als „Kulturgut des Auslands“. Für die Distanz gibt es wenig Grund. Im Reich der Mitte sind Kaufhäuser weihnachtlich pompös ausstaffiert. Der Weihnachtsmann hat seit kurzem einen Namen und heißt Shengdan Laoren. Vor allem aber brummt auf Chinas Werkbänken das Weihnachtsgeschäft. Laut Statistischem Bundesamt lieferte das Land im vergangenen Jahr für 71,3 Millionen Euro Weihnachtsartikel nach Deutschland.

Branchenkenner schätzen, dass jedes Jahr ein einstelliger Milliardenbetrag auf dem deutschen Markt für Weihnachtsschmuck umgesetzt wird – von der Glaskugel über Lametta bis hin zur Holzpyramide. China sichert sich daran einen bedeutenden Teil – und liefert allein 65 Prozent aller Importe.

Auf die Konkurrenz aus Fernost schimpft Rainer Scheler von der thüringischen Christbaumschmuckfirma Lauscha-Glas: „Die kopieren unsere Produkte und stellen sie mit minderer Qualität her.“ Sein Unternehmen ist eines von dreien aus der Branche, die kürzlich pleite gegangen sind. Ein Grund: die Billigimporte. Vor fünf Jahren hätten die Glasschmuckhersteller noch mit Anbietern aus Osteuropa zu kämpfen gehabt. „Jetzt drückt die asiatische Konkurrenz selbst die Tschechen und Polen“, sagt Rainer Scheler.

Dagegen setzen die Deutschen beim Holz offenbar wieder auf Qualität. Zumindest die billige Weihnachtspyramide vom Baumarkt ist aus der Mode. „Mit Waren aus Asien hatten wir nur bis Mitte der Neunzigerjahre zu kämpfen“, bestätigt Dieter Uhlmann vom Verband erzgebirgischer Kunsthandwerker. Er vertritt Firmen, die vor allem Holzschmuck herstellen. „Billigimporte aus Asien sind für uns inzwischen ein Randthema“, sagt er. Mindere Qualität sei weniger gefragt und bei Holzwaren sofort zu sehen, bei Glasschmuck sei die Herstellung von Kopien dagegen einfacher. So haben deutsche Weihnachtsschmuckhersteller und die Kommunistische Partei Chinas eines gemein: Sie arrangieren sich mit der Globalisierung des Weihnachtsfestes. MARIUS ZIPPE