Noch mehr Weihnachtsprobleme: Katzenhalter haben‘s schwer
Präsente für Mutzel und Fritzi
Es ist ja alles schon peinlich genug. Früher stand ich feixend hinterm Fenster, wenn die alleinstehende Nachbarin abends auf ihren Balkon trat und in die dämmrige Luft ein dringliches „Mäuuuuschen“ rief. Mäuschen, das hatten wir ziemlich schnell raus, war nicht ihre Maus, sondern ihre Katze und wir stellten uns vor, wie sich Abend für Abend aus einer Gruppe nachtgrauer Katzen eine heimlich davonstiehlt. Welche Katze will schon Mäuschen heißen?
Ja und heute, heute bin ich selbst Katzeneignerin, zwei sind es sogar, Geschwister. Wenn ich abends nach Hause komme, schießen sie aus irgendeiner dunklen Ecke des Hinterhofs und umstreichen meine Beine. Schön. Wenn sie das nicht tun, stelle ich mich abends in der Dämmerung auf meinen Balkon und rufe dringlichst: „Muuuuutzel. Friiiitzi“. Alle haben sich dran gewöhnt. Ich noch nicht so ganz.
Auch dass sie am liebsten mit mir rausgehen, ist so eine Sache. Trotzigen Gesichts ziehe ich an den vorhanglosen Souterrain-Fenstern vorbei. Die dahinter beanspruchen nicht nur selber keinerlei Privatheit, sie zwingen auch mich, indem sie mampfend vom gedeckten Abendbrot-Tisch auf die Straße glotzen, in eine ungewollte Intimität. Ich will nicht wissen, was sie essen, und sie brauchen nicht zu wissen, mit wem ich durch die Nacht spaziere. „Ach, die Alte geht wieder mit ihren Katzen“, das würden sie denken, wenn ich alt wäre.
Das alles ist, wie gesagt, schon peinlich genug. Neulich aber fragte mich eine Bekannte einfach so und mitten im Gespräch über Weihnachten: „Schenkst Du Deinen Katzen eigentlich was?“ „Quatsch“, war meine erste Reaktion. Aber ich muss zugeben, das Thema arbeitet in mir.
Das Problem ist, dass ich eine Art Katzenhalter-borderliner bin. Mit den Verrückten, die tagelang im Internet nach ausgefallenem Spielzeug suchen und denen auch sonst keine Asozialität fremd ist, habe ich nichts zu schaffen. Aber der Typ: „Ich hab’ zwei Katzen, na und, manchmal sind sie tagelang weg“, bin ich eben auch nicht. Schenke ich meinen Katzen also was?
Ich schenk ihnen was. Also nicht direkt so unterm Baum. Aber wenn die Familie hoffentlich friedvoll bei Gans, Knödeln und Rotkohl hockt, dann werde ich meine Katzen nicht darben lassen. Ich dachte an Krabben von Aldi. 2 Euro 40, das geht eigentlich. Sie lieben Krabben, das weiß ich, weil sie sogar schon mal die mit Knoblauchtunke vom Frühstückstisch geklaut haben. Das sollen sie also haben, jede ein Päckchen. Oder vielleicht frage ich auch nochmal die Nachbarin, was sie ihrem Mäuschen schenkt. So peinlich ist das auch wieder nicht. Elke Heyduck
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