jahresrückblick
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17. Dezember 2001. Mit den so genannten Starter-Kits wird von den Banken das erste Euro-Bargeld an die Bundesbürger ausgegeben. Auf die Münzsäckchen im Wert von 20 Mark oder 10,23 Euro setzt ein regelrechter Run ein. In nur zwei Tagen waren die 53 Millionen deutschen Starter-Kits ausverkauft.

31. Dezember 2001. Stunden bevor der Euro offiziell zum Zahlungsmittel wird, kann es mancher nicht erwarten, der neuen Währung habhaft zu werden. Am schnellsten waren Bankräuber in Spanien. Sie drangen am Silvestertag in eine Sparkasse in dem Dorf Fuentesaúco ein und erbeuteten 91.300 Euro.

1. Januar 2002. 303 Millionen EU-Bürger in zwölf Staaten müssen ab heute mit der neuen Währung rechnen. Mit genau einem Euro bezahlen die Griechen Güter des täglichen Bedarfs, die vorher mit 340,75 Drachmen ausgepreist waren. Großbritannien, Dänemark und Schweden bleiben außerhalb der Eurozone.

In den ersten Tagen. Reibungslos geht die Umstellung von Mark auf Euro vonstatten. Nur 1 bis 1,5 Prozent der bundesweit 60.000 Geldautomaten funktionieren an Neujahr nicht richtig. Bereits nach der ersten Woche werden in Deutschland 70 Prozent der Barzahlungen mit der neuen Währung abgewickelt.

28. Februar 2002. Nach diesem Datum haben Mark, Schilling, Gulden, Francs, Lira, Escudo und Drachmen endgültig ihren Dienst als offizielle Währungsmittel getan. Bei europäischen Banken kann das alte Bargeld jedoch bis Ende Juni, bei manchen sogar bis Ende Dezember 2002 getauscht werden.

Frühling. Die Deutschen stöhnen über den „Teuro“. Der Einzelhandel wird von den Medien angeprangert. Das Statistische Bundesamt untersucht 18.000 Waren, kann aber keine Preiserhöhungen feststellen. Dagegen nutzten Dienstleister wie Wirte und Kinobetreiber die Euroeinführung für kräftige Aufschläge.

April. In einer von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Umfrage haben nur 43 Prozent der befragten Deutschen den Eindruck, dass ihnen der Euro persönlich mehr Vorteile als Nachteile einbringt. Im europäischen Durchschnitt zeigen sich 59 Prozent aller Bürger zufrieden mit dem Euro.

9. Mai 2002. Der Euro wird aufgrund seines „epochemachenden Beitrags“ zum Zusammenwachsen der Völkerfamilie mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen geehrt. Wim Duisenberg, Präsident der Europäischen Zentralbank, nimmt die Auszeichnung im Aachener Rathaus entgegen.

1. Juni 2002. Jetzt bezieht auch die Bundesregierung in der „Teuro“-Debatte Stellung. Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) beruft einen „Anti-Teuro-Gipfel“ ein. Einziges Ergebnis: Im Internet wird ein „Preis-Wert-Forum“ eingerichtet, in dem Verbraucher Preistreiber anschwärzen können.

1. Juli 2002. Bisher zahlte man für das Abheben von 100 Euro in einem anderen Euroland im Durchschnitt vier Euro Gebühren. Ab heute müssen laut EU-Gesetz die Kosten für den Kreditkarteneinsatz oder die Automatennutzung dem Inlandsniveau angepasst werden – rechtzeitig vor den Sommerferien.

15. Juli 2002. Erstmals seit seiner Bargeldeinführung erreicht der Euro die Parität zum US-Dollar. Er notiert bei 1,0028 $. Das hat der Euro vor allem der Schwäche des Dollars zu verdanken. Gefälschte Firmenbilanzen, Skandale bei Analysten und Kriegsangst haben das Vertrauen in die US-Währung erschüttert.

30. Juli 2002. Die Briten wollen weiter mit dem Pfund wuchern. In einer Umfrage sprechen sich 55 Prozent der Inselbewohner gegen die Euroeinführung aus. Nur 35 Prozent sind dafür. Volkes Stimme hält Premier Blair davon ab, das lange geplante Referendum über den Beitritt in die Eurozone durchzuführen.

August. Italien und Griechenland fordern die Ausgabe von 1- und 2-Euro-Scheinen. Die Begründung: Scheine würden den Wert des Geldes besser verdeutlichen. Besonders die Italiener gewöhnen sich nur schwer daran, dass die 1-Euro-Münze wertvoller ist als ihre früheren 1.000-Lire-Scheine.

September. Auch die Italiener halten den Euro für den Grund steigender Verbraucherpreise. In spektakulären Aktionen machen sie ihrem Unmut Luft: So boykottieren sie eine Woche lang den Kauf von Gewürzgürkchen, nachdem Verbraucherschützer diese zum „Symbol des teuren Lebens“ erklärt hatten.

11. September 2002. Schlechte Nachrichten aus der Schweiz: Der Euro kann laut einer Studie der ETH-Zürich eine Nickelallergie auslösen. Bei 1- und 2-Euro-Münzen werde der EU-Grenzwert zur Freisetzung von Nickel massiv überschritten. Längerer Hautkontakt führt bei Allergikern zu Juckreiz und Rötungen.

14. Dezember 2002. 84 Prozent aller Deutschen rechnen den Euro noch immer in die alte Währung um. Und tatsächlich sind weiterhin rund 17 Milliarden Mark Bargeld in den Händen der Verbraucher. Das sind 45 Prozent der alten Münzen und 3,6 Prozent der Scheine: Sie dienen als Erinnerungsstücke.

19. Dezember 2002. Jeder zweite Deutsche wünscht sich laut Umfrage die Mark zurück. 48 Prozent der Bundesbürger vermissen die alte Währung, in allen Euroländern sind es 45 Prozent der Menschen, die mit dem Euro nicht warm geworden sind. 53 Prozent der Niederländer haben Sehnsucht nach dem Gulden.

2004. Tausende DM-Scheine und -Münzen gingen in den letzten Jahren in Flammen auf, wurden eingeschmolzen oder landeten auf dem Müll. Erst 2004 ist die Mark-Vernichtung beendet. Der Verkauf von Münzschrott soll etliche Millionen Euro in die Kasse von Finanzminister Hans Eichel gespült haben. OP