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hellseherin in der dritten generation

Gabriele Hoffmann vor ihrer Ahnengalerie: „Die mit den weißen Haaren ist die Uroma väterlicherseits, Luise Herfurt. Sie ist 107 Jahre alt geworden. Die hat aus Kräutern und Schweinefett Salben gemacht bei offenen Beinen, schlecht heilenden Wunden. Und sie hat Gürtelrose und Warzen besprochen. Ich habe sie als Kind noch kennen gelernt. Die war gruselig. ‚Sind Sie gläubig?‘, hat sie die Patienten als Erstes gefragt. Wehe, sie haben verneint. Da hat sie ‚Raus!‘ gebrüllt und sie nicht behandelt. Die darunter ist Martha Pohl (Porträt links), Uroma mütterlicherseits. Sie war Chansonsängerin und galt in der Familie als Lotterliese. Die hatte zwei uneheliche Kinder. Aber mit 36 hat sie doch noch geheiratet. Der Mann war Mühlenbesitzer und zehn Jahre jünger, was in der Zeit ein Skandal war. Sie hat Karten gelegt und ist durch einen Schock angeblich hellsichtig geworden. Die mit den Locken ist die Tochter von der Uroma, die Margarete Radtke. Die war Kartenlegerin, aber nicht besonders gut. Die hat zum Beispiel gesagt: ‚Ich sehe Schreck in der Abendstunde durch eine Amtsperson.‘ Die habe ich als Kind belauscht. Sie hat sehr orakelhaft gesprochen. Die darunter (Porträt Mitte) ist die Tochter von der mit dem weißen Spitzenkragen. Die Luise Koch. Meine Lieblingsoma. Der habe ich als Kind die Karten geklaut, weil ich dachte, mit den Zauberkarten kann man wahrsagen. Die sind alle alt geworden. Meine Lieblingsoma hat mit 92 aufgehört zu rauchen. Danach hat sich noch ein paar Jahre gelebt.“                FOTO: BERND HARTUNG

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