Frauen sind stets „on the job“

Addiert man unbezahlte und bezahlte Arbeit, sind Frauen fleißiger

Von Barbara Dribbusch

Frauen sollen mehr in Wirtschaft und öffentlichem Dienst arbeiten, um den Personalmangel allerorten auszugleichen – aber wie sieht es dann mit der Gesamtbilanz aus, wenn man die unbezahlte Arbeit in Haushalt und Familie mit der vergüteten Tätigkeit zusammenrechnet? Bei der Addition von bezahlter und unbezahlter Arbeit sind Frauen durchschnittlich 45,5 Stunden pro Woche tätig. Damit liegen sie vor den Männern, die auf knapp 44 Stunden vergütete und unentgeltliche Arbeit in der Woche kommen.

Der Unterschied fällt höher aus als noch vor zehn Jahren. Damals hatten Frauen eine Stunde länger in der Woche unbezahlte und bezahlte Arbeit geleistet als die Männer. Die Zahlen ergeben sich aus einer neuen Studie zur Zeitverwendung, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch vorstellte. Für die Analyse führten 20.000 Personen ab zehn Jahren im Jahre 2022 tageweise sogenannte Zeittagebücher und benutzten dabei auch eine App.

Betrachtet man nur die „unbezahlte Arbeit“, haben die Frauen im Jahre 2022 in der Woche im Durchschnitt neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer. Dieser sogenannte „gender care gap“ ist im Vergleich zu vor zehn Jahren nur um rund eine Stunde kleiner geworden. „Die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit wurde im Zeitvergleich kleiner, sie ist aber nach wie vor beträchtlich“, erklärte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. Unter „unbezahlter Arbeit“ verstehen die Sta­tis­ti­ke­r:in­nen unter anderem Aktivitäten wie Kochen, Küchenarbeit, Betreuung, Pflege, sowie Gartenarbeit und Einkaufen.

Männer leisteten rund siebeneinhalb Stunden mehr bezahlte Erwerbsarbeit als die Frauen. Vor zehn Jahren hatten sie noch etwa neun Stunden länger in der Woche vergütet gearbeitet als die Frauen.

Der Arbeitsaufwand steigt deutlich, wenn Kinder da sind: Werden allein Eltern und ihre Zeitaufteilung betrachtet, so arbeiten diese – bezahlt und unbezahlt – insgesamt elf Stunden mehr in der Woche als Erwachsene ohne Kinder, errechneten die Statistiker:innen. Väter mit minderjährigen Kindern waren pro Woche viereinhalb Stunden länger erwerbstätig als Männer ohne Kinder.

In der jetzigen Situation würde die von der Politik geforderte höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen „zu weiterer Mehrarbeit und zusätzlicher Belastung von Frauen, insbesondere Müttern, führen“, sagte die Direktorin des gewerkschaftsnahmen WSI-Instituts, Bettina Kohlrausch. Eltern, insbesondere Mütter litten auch unter der unzuverlässigen Betreuungssituation in Kitas aufgrund des Personalmangels.