Arbeitsmarkt-Studie: Unternehmern gehts gut in Brandenburg

Viele Märker arbeiten in "flexiblen Beschäftigungsverhältnissen" und zu Löhnen weit unter Westniveau. Die Jungen verlassen das Land in Scharen

Gut jeder dritte Beschäftigte in Brandenburg hat keine sichere Vollzeitstelle. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten sei 2009 im Vorjahresvergleich gestiegen, der Anteil der Vollzeitstellen stagniere, sagte Arbeitsminister Günter Baaske (SPD) am Montag in Potsdam bei der Präsentation der Studie "Betriebspanel Brandenburg 2009". Nach wie vor lägen Löhne und Gehälter mit 72 Prozent klar unter Westniveau, was laut Baaske zu Abwanderung und Fachkräftemangel führt.

Der Anteil "flexibler Beschäftigungsverhältnisse" in Brandenburg ist der Studie zufolge im öffentlichen Bereich mit 39 Prozent deutlich höher als im privaten Sektor (29 Prozent). Diese Größenordnung habe er nicht erwartet, sagte der Arbeitsminister. Die Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten (60 Prozent) sei unfreiwillig in dieser Lage. Die unsicheren Jobs erschwerten das Leben vieler Brandenburger, erleichterten aber das vieler Unternehmer, so Baaske.

Sorgen bereite vielen Firmen der Fachkräftemangel, der besonders Kleinstbetriebe mit höchstens vier Beschäftigten betreffe. Dort werde den Mitarbeitern aber nur etwa halb so viel gezahlt wie in Großbetrieben. Entsprechend schwer falle es den Unternehmen, Mitarbeiter zu finden. 30 Prozent der Stellen in Kleinstbetrieben seien 2009 unbesetzt geblieben. Ebenso hoch war laut Studie die Quote bei Stellen, die Hochschulschulabschlüsse erfordern. Auch dort seien 30 Prozent unbesetzt geblieben.

Baaske appellierte an die Firmen, den Beschäftigten mehr Geld zu zahlen. Der Verdienst in Brandenburg liege bei 77 Prozent des Westniveaus. Berücksichtige man die unterschiedlichen Arbeitszeiten, erhalten Brandenburger nur 72 Prozent. Im Schnitt verdienen Brandenburger rund 1.840 Euro brutto. "Junge Leute gehen dorthin, wo sie für ihre Familien etwas aufbauen können", sagte Baaske. Ein Haus bauen mit Mini- oder Teilzeitjobs - das funktioniere nicht.

Jährlich verlassen laut Baaske rund 12.000 Brandenburger zwischen 18 und 30 Jahren das Land. Bei nur noch 16.000 Schulabgängern mache sich das stärker bemerkbar als in früheren Jahren. Mit 6.000 nichtbesetzten Stellen im Jahr 2009 sei das Ausmaß des Fachkräftemangels noch nicht katastrophal, ergänzte Jürgen Wahse vom Analyseinstitut Söstra. Doch in den kommenden Jahren könne der Mangel dramatische Ausmaße annehmen. Für die Studie hatte das Institut rund 1.000 Unternehmer in Brandenburg befragt.

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