Arbeitslosenzahlen steigen: Kurzarbeit stabilisiert
Arbeitslosigkeit durch die Wirtschaftskrise: Mehr als 3,5 Millionen Menschen hatten im Februar keinen Job. Allerdings steigen die Zahlen der Erwerbslosen weltweit stärker als hierzulande.
Die Wirtschaftskrise treibt die Arbeitslosenzahlen weiter in die Höhe - aber nicht so dramatisch wie von manchen Politikern befürchtet. Die Zahl der Erwerbslosen stieg im Februar im Vergleich zum Vormonat saisonbereinigt um 40.000, im Januar hatte dieser Anstieg noch bei 59.000 gelegen.
Derzeit sind 3.552.000 Menschen erwerbslos gemeldet, die Arbeitslosenquote erhöhte sich damit auf 8,5 Prozent. Die drastische Zunahme der Kurzarbeit habe dem Anstieg "stabilisierend entgegengewirkt", sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Donnerstag. Weise erwartet im Jahresdurchschnitt nach wie vor nicht mehr als 3,5 Millionen Arbeitslose. Für den oft prognostizierten Anstieg der Erwerbslosenzahlen auf vier Millionen gebe es "im Moment keine Anzeichen", sagte der BA-Chef.
Nach vorläufigen Hochrechnungen hat sich die Zahl der Anträge auf konjunkturell bedingtes Kurzarbeitergeld im Februar im Vergleich zum Vormonat mehr als verdoppelt, auf 620.000 bis 670.000, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Allerdings bedeutet die Zahl dieser Anmeldungen nicht, dass am Ende auch tatsächlich an so viele Menschen Kurzarbeitergeld ausgezahlt wird. So hat zum Beispiel der Automobilhersteller Opel seine Kurzarbeit wieder zurückgefahren, weil die Produktion besser läuft als gedacht. Grund dafür ist die Einführung der Abwrackprämie.
Aus konjunkturellen Gründen wurde im Dezember Kurzarbeitergeld an 201.000 ArbeitnehmerInnen ausbezahlt. Das waren 187.000 mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Laut BA erduldeten die Kurzarbeiter einen Arbeitsausfall von durchschnittlich 33 Prozent. Für die gekürzten Stunden erhalten die Beschäftigten 60 bis 67 Prozent des Lohnausfalls von der BA erstattet. Derzeit können Unternehmen einfach per schriftlichen Antrag Kurzarbeitergeld beantragen, eine Prüfung durch BA-Mitarbeiter vor Ort im Betrieb findet in der Regel nicht statt.
Agenturchef Weise erklärte, derzeit gebe es keine Hinweise auf bevorstehende Massenentlassungen. Allerdings nehme die Erwerbstätigkeit stetig ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sei die Zahl der Erwerbstätigen im Januar im Vergleich zum Vormonat saisonbereinigt um 83.000 gesunken. Im Dezember war der Wert lediglich um 22.000 zurückgegangen.
Die Zahl der offenen Stellen nimmt gleichfalls ab. Saisonbereinigt ergibt sich ein Rückgang dieser Angebote für nicht subventionierte, sozialversicherungspflichtige Jobs von 10 Prozent. Der Vergleichszeitraum dieser Werte waren die vergangenen drei Monate gegenüber September, Oktober und November 2008, heißt es im aktuellen Monatsbericht der BA.
Darüber hinaus wuchs die Zahl der Erwerbslosen, die Arbeitslosengeld I bekommen, stärker an als die der Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV). Das ist ein Zeichen, dass die konjunkturelle Schwäche anfangs vor allem sozialversicherungspflichtig Beschäftigte trifft.
Trotz des Abbaus von Arbeitsplätzen gibt es gute Beschäftigungschancen im Gesundheits- und Sozialwesen. Dort waren im Februar 20.000 Stellen für Altenpfleger, Sozialarbeiter und ErzieherInnen zu besetzen, ein Plus von satten 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die exportorientierten Branchen haben offenbar besonders unter der schlechten Konjunktur zu leiden. Fachkräfte in den Sozialberufen sind jedoch gefragt. Sie werden aber oftmals so schlecht bezahlt, dass sie mit ihrem Lohn nicht ihr Existenzminimum finanzieren können.
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