piwik no script img

Arbeitslosenheer vergrößern?

■ betr.: „Strafen ohne Sinn“ (Warum die Ausbildungsplatzab gabe nichts taugt), taz vom 11.2. 98

So mußte es ja kommen. Da wohnt ein freier Publizist in Köln, wo auch das als Sachverständiger für die öffentliche Anhörung des Bildungsausschusses zu den Berufsausbildungsgesetzen geladene Institut für deutsche Wirtschaft seinen Sitz hat, und plappert unbedarft nach, was Wirtschaftsverbände absichtlich verzerrt darstellen. Er vertritt die Auffassung, Lehre ohne anschließende Beschäftigung im Lehrbetrieb lohne die Mühe nicht.

Nun ja, Arbeitsmarktforscher wissen, daß nach nur drei Jahren zirka 50 Prozent der Ausgebildeten nicht mehr in ihrem Ausbildungsberuf tätig sind. Entscheidend ist heutzutage die Erstchance, mit der junge Leute ihren Einstieg in die sogenannte Chancengesellschaft gestalten. Ohne ein branchenbezogenes, bundesweites Umlagefinanzierungssystem wird das duale System in den fünf neuen Ländern nicht einzurichten sein. Das heißt, in den neuen Bundesländern wird auf Dauer staatlich subventioniert (außerbetriebliche Ausbildungsplätze) und nicht im dualen System ausgebildet. So kann man auch das Arbeitslosenheer vergrößern!

Ich empfehle Herrn Zander eine dreiwöchige Rundreise durch die fünf neuen Bundesländer, um sich auf die Zukunft in den alten Bundesländern vorzubereiten! Antje Hermenau, berufsbildungspol. Sprecherin der Bundestagsfraktion B'90/Grüne, Bonn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen