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Arbeitslose sollen Demente betreuenAus Hartzi mach Pfleger

Es gibt viele demenzkranke Pflegebedürftige und zu wenig geschultes Personal. Langzeitarbeitlose sollen nach einer kurzen Schulung nun diese Lücke füllen, schlägt die Bundesagentur für Arbeit vor.

Statt qualifizierter Pflegekräfte sollen sich Langzeitarbeitslose um Demenzkranke kümmern. Bild: ap

Sie sollen zuhören, vorlesen und Halma spielen - die Bundesagentur für Arbeit sucht derzeit mehrere 1.000 Langzeitarbeitslose, die sich künftig demenzkranken Menschen in Pflegeheimen zuwenden. "Einstellungskriterium soll natürlich nicht nur sein, dass die Menschen schon länger als ein Jahr arbeitslos sind. Wir suchen grundsätzlich hochempathische Menschen, wenn möglich mit beruflichen Vorerfahrungen", sagte der Sprecher der Arbeitsagentur, Kurt Eikemeier. Damit baute er Kritik schon vor: Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende sollen die neuen Vorleserinnen und Händestreichler lediglich eine Schulung von 100 Theorie- und 60 praktischen Stunden erhalten. Üblich waren in der Vergangenheit deutlich längere Lehrgänge.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, der das Geld aus der Pflegeversicherung einzieht und verwaltet, will am Dienstag einen entsprechenden Entwurf beschließen. Sprecher Florian Lanz verteidigte die straffe Ausbildung: "Wir wollten einen Mittelweg gehen. Die Menschen sollen so schnell wie möglich eingesetzt werden." Daher stehe am Anfang nur eine Grundqualifikation, während ihrer Arbeit sollen sich die ehemaligen Arbeitslosen dann weiterbilden.

Der akute Bedarf an HilfspflegerInnen ist ein Ergebnis der Pflegereform, die seit Juli in Kraft ist. Danach können Heime für je 25 Demenzkranke eine zusätzliche Betreuung zu Lasten der Pflegeversicherung einstellen. Damit soll dem oftmals beklagten Mangel an menschlicher Betreuung abgeholfen werden. "Es geht nicht um pflegerische Tätigkeiten, sondern darum, mit den Heimbewohnern zu sprechen und ihnen in alltäglichen Dingen zur Seite stehen", betont Ministeriumssprecher Klaus Vater. Dass nun vor allem auf Langzeitarbeitslose zurückgegriffen werde, sehen er und seine Vorgesetzte Ulla Schmidt (SPD) durchaus positiv: "Der Ministerin ist besonders wichtig, dass gerade auch Frauen dadurch eine Möglichkeit erhalten, wieder in den Beruf zurückzukehren."

Vater geht davon aus, dass viele Bewerber Vorerfahrungen haben und den Schnellkurs nur als Wiederauffrischung nutzen. Die Gefahr, dass Menschen gegen ihren Willen in Pflegeheimen arbeiten, sehe er nicht: "Es wird darum gehen, ob jemand geeignet ist oder nicht." Über die genauen Eignungskriterien schweigt sich die Bundesagentur jedoch aus.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di kritisiert die Maßnahme: "Qualifizierte Pflegekräfte sind eine entscheidende Voraussetzung für gute Betreuung", sagte Ver.di-Sprecher Jan Jurczyk. "Das kann nicht jeder Hans und Franz machen." Durch weitere Billigarbeitskräfte werde sich die Situation der Patienten weiter verschlechtern. "Langzeitarbeitslose auf Demenzkranke loszulassen, ist sträflich", findet auch Karl Stengler, Geschäftsführer des Vereins für Behindertenhilfe in Hamburg.

Unionsfraktionschef Volker Kauder begrüßte das Vorhaben dagegen. "Wenn die Menschen für diese Aufgabe qualifiziert sind, ist das in Ordnung", sagte er der Bild am Sonntag. FDP-Generalsekretär Niebel äußerte in derselben Zeitung Kritik: "Die Pflege alter und kranker Menschen ist zu wichtig für eine solche arbeitsmarktstatistische Scharlatanerie."

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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • T
    Tina

    Gesucht: Betreuung mit HERZ - auf HARZ-IV Basis

     

    Da soll dann demnächst x oder y bei der Demenzbetreuung helfen. Hm, nach „Umschulung“ oder „Auffrischung“ natürlich! Wenn es denn bei den 10.000 Stellen darum geht, bereits in der Altenpflege Erfahrene einzusetzen, die gerne wieder arbeiten möchten, gut. Warum greift man dann nicht einfach auf die zurück, die es bereits gibt? Kräfte gibt es, aber sie werden zu schlecht bezahlt, und klar, es kommt kein Nachwuchs, weil sich das ja mittlerweile rumgesprochen hat. (Das wäre dann hier auch noch eine interessante Frage: Was verdienen dann eigentlich die vom Arbeitsamt neu ausgebildeten Kräfte bei so viel sozialem Engagement? Nur auf Harz IV? Supi! Da ist Motivation ja schon vorgeplant). Und wie stellt man sich das dann vor, wenn demnächst die y mit nem Crashkurs vom Arbeitsamt (haben die überhaupt nen Gesundheitszeugnis dafür?) auf Pflegebedürftige losgelassen wird? „Hallo bin y, ich bin ab heute Ihnen zugeteilt. Na, ja ich hab noch nicht so viel Erfahrung mit Pflege, aber meine Langzeitarbeitslosenstory.. die kommt immer gut. Also, liebe Tante, es war ein mal vor gar nicht allzu langer Zeit...“ So oder so ähnlich?

     

    Fazit: Beschäftigung für Kranke ist nicht gleich Pflege für Kranke und die lernt man vor allem nicht im Chrashkurs, auch gut ausgewählt nicht. Apropos ausgewählt: Toll ist hier auch der Satz von Herrn Vater aus dem Ministerium. Die Gefahr, dass Menschen gegen ihren Willen in Pflegeheimen arbeiten, sehe er nicht: „Es wird darum gehen, ob jemand geeignet ist oder nicht.“ Och,was dann, wenn die Frau x geeignet ist, aber nicht möchte? Wird sie sich dann asozial fühlen müssen, weil sie nicht mitmacht bei der großen Sozialaktion des Arbeitsamtes und sich dafür wohlmöglich auch noch rechtfertigen müssen (Langzeitarbeitslos ist sie ja schon)? Oder was denn dann, wenn dem „Ich komme vom Arbeitsamt-Helfer“ nach 12-stündigem Händchenhalten, dann die Einfühlsamkeit versagt? Für den Hilfesuchenden, zu Betreuenden, eine Zumutung. Gerade Demenzkranke erspüren besonders sensibel, was um sie herum vorgeht und können das geringste Zeichen von Hilflosigkeit des Gegenübers gut begreifen. Aggressivität ist an der Tagesordnung, das muß man erst mal können. Die ganze Aktion ist beschämend, weil man damit Demenzkranken den Status von „ach die merken ja sowieso nichts“ gibt, aber auch Arbeitslose abwertet (die haben ja sonst nichts zu tun). Denn wenn jeder noch so gute und motivierte, einfühlsame Langzeitarbeitslose, plötzlich das Helfertalent an sich ist, dann stimmt doch was nicht? Ach so: Beruf verfehlt! tz,tz..Mal sehen bei wie vielen das zutrifft. Hoffentlich muss der Helfer, dann nicht schmerzlich fühlen, dass er vielleicht nicht helfen kann mit Halma-Spielen. Wie schwer es ist, auch mit der eigenen Verantwortung und den eigenen Gefühlen klar zu kommen, bei der Betreuung anwesend und konzentriert zu sein, sich abgrenzen zu können und müssen, tritt allerspätestens dann auf. Na dann mal los.

     

    Ich geh mal helfen- das geht nicht gut- für beide Parteien nicht. Ich spreche nicht gegen Arbeitslose sondern gegen die Aufmachung der Aktion bei der Arbeitslose "eingebaut" werden sollen. Vielleicht gibt es tatsächlich auch einige, die davon profitieren können und sich so wieder in die Gesellschaft integriert fühlen oder sogar eine neue Herausforderung für ihr Leben finden. Doch dann könnte man die Aktion auch auf kleiner Flamme kochen und in kleinen Aktionen auf Arbeitslose zugehen. Hier wird flambiert, geschüttelt, gerührt- soll ja schnell gehen, klar. Auf Dauer, wenn die Pflege nicht der gewünschte Beruf ist, oder er nicht dazu werden sollte, wird das nicht funktionieren. Hier wird staatliches Interesse sozial schön ansehnlich verpackt. Mit Schleifchen. Dahinter steckt doch eins: die Situation beim Pflegepersonal schön machen zu wollen und die Arbeitslosenzahlen wieder zu senken, wegen der Statistik natürlich. Ist doch auch ein guter Deal. Okay, man muss ja nicht, wenn man nicht will. Ob x sich dann aber besser fühlt, wenn sie oder er nein sagt und doch wieder als Langzeitarbeitslose abgestempelt wird,ist die zweite Frage. Solche Aktionen haben für mich immer einen schalen Beigeschmack. Wie wär’s denn mit mehr Kohle für die, die den Beruf gelernt haben und bessere Berufsaussichten für die, die nachkommen?. Daran hat man nicht gedacht all die Jahre und will jetzt, dass die Arbeitslosen (also die, die wollen natürlich) das kompensieren?

     

    Ja, geht’s denn noch?

  • AD
    Andrea di Lupo

    Arbeitslose & Demenz

     

    Diese ganz, ganz neue Idee hat vor Jahren noch nicht mal mit der Betreuung "normaler" Alten geklappt !!!

    Ein Lob an alle mitdenkenden Ämter etc.! SUPER-Vorschlag!

    -

    Ich (50) bin Langzeitarbeitlose, hasse Krankenhäuser usw.

    und werde in jedem Fall ein Arbeits-Angebot dieser Art ablehnen, da ich weder qualifiziert noch interessiert bin.

     

    Weiß' nicht genau, seit wie vielen Jahren ich angeblich zu alt für einen Job bin. (Reine Dummbacken Erfüllungsgehilfen- Arbeit lehne ich strikt ab.) Kam aber sowieso Null Angebot von der ArGe..., da ich "überqualifiziert" bin. (Lustig, wa?)

     

    Bin ich dement, da ich nicht mehr weiß, ob ich nun 8,9 oder 10 Jahre auf "Hartz IV" bin? Hm.

    Ein Bekannter (Diplom-Sozialpädagoge, 40 oder so) arbeitet seit 4 Jahren in einem "Dementen-Projekt". Ausgerechnet er – in dessen Vertrag sowohl Formulierung als auch Gehalt dem eines Altenpfleger-Schülers entspricht – ist der Einzige, der diesen Zeitraum durchgehalten hat!

     

    1 Haus. 3 Dementen- WG's à 8 Bewohnern. Per WG jeweils 1 Betreuer vor Ort. Im gesamten Haus 1 Person, die Medikamente verabreichen darf. Der "normale" Altenpfleger lacht zunächst darüber "schaff' ich locker! Wo soll denn da ein Problem sein?" etc.

     

    Blöd nur, dass neben "Körperhygiene", "körperlicher Stabilisierung/Aktivierung etc." & (bei denen tatsächlich !!! ) "sehr differenziertem Umgang mit der Vergabe von Medikamenten"... auch das persönliche Eingehen auf jeweilige Demente notwendig ist.

     

    Auf Menschen, die sich zunächst unverständlich verhalten.

    Die z.T. nur Stammeln oder Wortfetzen von sich geben. Ihre Bedürfnisse nicht mehr formulieren können.

    Auf Menschen, die z.T. nicht selbst essen können, Essen gar nicht als dieses erkennen. Rummatschen, den Kram durch die Gegend werfen und den Verwandten u.U. vermitteln, sie würden hier verhungern müssen.

    Aus "heiterem Himmel" Mitbewohner tätlich angreifen. (Pflegepersonal natürlich auch.)

    Die phasenweise wissen, dass etwas mit ihnen "nicht stimmt".

    Sich dafür schämen... weinen...losbrüllen...um sich schlagen...

    und sich natürlich an Nichts erinnern... also Alles noch mal von Vorne...

     

    Nun gut.

    Das (einem sehr großen Krankenhaus angeschlossene) Dementen-WG-Haus hat heftige Personal-Probleme. Kaum jemand bleibt länger als 4 Wochen. Die meisten sind zu feige zur Ehrlichkeit. Sie werden entweder wirklich oder papierig "krank", um ihren Abgang einzuleiten.

     

    Mein Bekannter ist wahrlich kein "Held". Er macht die Küche vielleicht nicht so toll sauber & faltet die Wäsche nicht immer so perfekt, wie's die Altenpflegerinnen wollen, die einfach nur augenscheinliche Perfektion sehen – ohne dabei die Menschen zu beachten.

     

    Nun gut. Er denkt & tickt anders. Völlig simpel "das könnte meine Mutter sein" etc.

    Er nimmt sich diese Zeit für Gespräche, u.a. um Konflikte ansprechen und nicht zu verwässern/beschönigen...

    Sowohl zu Kunden, Angehörigen & denkenden Mitarbeitern/Chefs.

     

    Und sei's beim gemeinsamen Zigarettenrauchen im Garten.

    Oder beim Durchblättern von Foto-Alben & Fragen stellen.

    Und ganz vielen anderen "Kleinigkeiten", die einfach nicht "in

    den Plan passen".

    Ganz bestimmt nicht für dämliches Heimatlied singen (Hallo, da sind bereits Rolling Stone-Fans dabei!!!) oder Blöd-Bastel-Aktionen auf Baby-Niveau.

    "Abschalten können" ist eine Gabe, die nicht jedem gegeben wird. SEHR WEISE: Kontakt zu Mitarbeitern/Angehörigen etc. auf Arbeitszeit beschränken.

     

    Wenn Menschen mit abgeschlossener Altenpflege- Ausbildung immer noch ohne Gefühl für sich selbst und fremde Menschen sind/bleiben (und sei es aus Selbstschutz oder auch Blödheit), sind diese genau so fehl am Platze, wie ein ehemaliger Frag-mich-Kirchen-Arbeitsloser für ein Memory-Spiel mit Dementen.

     

    Der Denk- und Handlungs-Ansatz "Es könnten meine Eltern... ich selbst... sein" ist wirklich so einfach, dass man ihn nur noch durchhalten muss.

     

    ICH könnte/will das nicht mehr, weil ich erfahrungsgemäß darüber selbst einmal so ganz richtig "baden" ging. Dementen/Sterbe-Betreuung zu Hause ist nicht wirklich die immer für Alle beste Lösung. Wirklich nicht.

  • T
    Tina

    Gesucht: Betreuung mit HERZ - auf HARZ-IV Basis

     

    Da soll dann demnächst x oder y bei der Demenzbetreuung helfen. Hm, nach „Umschulung“ oder „Auffrischung“ natürlich! Wenn es denn bei den 10.000 Stellen darum geht, bereits in der Altenpflege Erfahrene einzusetzen, die gerne wieder arbeiten möchten, gut. Warum greift man dann nicht einfach auf die zurück, die es bereits gibt? Kräfte gibt es, aber sie werden zu schlecht bezahlt, und klar, es kommt kein Nachwuchs, weil sich das ja mittlerweile rumgesprochen hat. (Das wäre dann hier auch noch eine interessante Frage: Was verdienen dann eigentlich die vom Arbeitsamt neu ausgebildeten Kräfte bei so viel sozialem Engagement? Nur auf Harz IV? Supi! Da ist Motivation ja schon vorgeplant). Und wie stellt man sich das dann vor, wenn demnächst die y mit nem Crashkurs vom Arbeitsamt (haben die überhaupt nen Gesundheitszeugnis dafür?) auf Pflegebedürftige losgelassen wird? „Hallo bin y, ich bin ab heute Ihnen zugeteilt. Na, ja ich hab noch nicht so viel Erfahrung mit Pflege, aber meine Langzeitarbeitslosenstory.. die kommt immer gut. Also, liebe Tante, es war ein mal vor gar nicht allzu langer Zeit...“ So oder so ähnlich?

     

    Fazit: Beschäftigung für Kranke ist nicht gleich Pflege für Kranke und die lernt man vor allem nicht im Chrashkurs, auch gut ausgewählt nicht. Apropos ausgewählt: Toll ist hier auch der Satz von Herrn Vater aus dem Ministerium. Die Gefahr, dass Menschen gegen ihren Willen in Pflegeheimen arbeiten, sehe er nicht: „Es wird darum gehen, ob jemand geeignet ist oder nicht.“ Och,was dann, wenn die Frau x geeignet ist, aber nicht möchte? Wird sie sich dann asozial fühlen müssen, weil sie nicht mitmacht bei der großen Sozialaktion des Arbeitsamtes und sich dafür wohlmöglich auch noch rechtfertigen müssen (Langzeitarbeitslos ist sie ja schon)? Oder was denn dann, wenn dem „Ich komme vom Arbeitsamt-Helfer“ nach 12-stündigem Händchenhalten, dann die Einfühlsamkeit versagt? Für den Hilfesuchenden, zu Betreuenden, eine Zumutung. Gerade Demenzkranke erspüren besonders sensibel, was um sie herum vorgeht und können das geringste Zeichen von Hilflosigkeit des Gegenübers gut begreifen. Aggressivität ist an der Tagesordnung, das muß man erst mal können. Die ganze Aktion ist beschämend, weil man damit Demenzkranken den Status von „ach die merken ja sowieso nichts“ gibt, aber auch Arbeitslose abwertet (die haben ja sonst nichts zu tun). Denn wenn jeder noch so gute und motivierte, einfühlsame Langzeitarbeitslose, plötzlich das Helfertalent an sich ist, dann stimmt doch was nicht? Ach so: Beruf verfehlt! tz,tz..Mal sehen bei wie vielen das zutrifft. Hoffentlich muss der Helfer, dann nicht schmerzlich fühlen, dass er vielleicht nicht helfen kann mit Halma-Spielen. Wie schwer es ist, auch mit der eigenen Verantwortung und den eigenen Gefühlen klar zu kommen, bei der Betreuung anwesend und konzentriert zu sein, sich abgrenzen zu können und müssen, tritt allerspätestens dann auf. Na dann mal los.

     

    Ich geh mal helfen- das geht nicht gut- für beide Parteien nicht. Ich spreche nicht gegen Arbeitslose sondern gegen die Aufmachung der Aktion bei der Arbeitslose "eingebaut" werden sollen. Vielleicht gibt es tatsächlich auch einige, die davon profitieren können und sich so wieder in die Gesellschaft integriert fühlen oder sogar eine neue Herausforderung für ihr Leben finden. Doch dann könnte man die Aktion auch auf kleiner Flamme kochen und in kleinen Aktionen auf Arbeitslose zugehen. Hier wird flambiert, geschüttelt, gerührt- soll ja schnell gehen, klar. Auf Dauer, wenn die Pflege nicht der gewünschte Beruf ist, oder er nicht dazu werden sollte, wird das nicht funktionieren. Hier wird staatliches Interesse sozial schön ansehnlich verpackt. Mit Schleifchen. Dahinter steckt doch eins: die Situation beim Pflegepersonal schön machen zu wollen und die Arbeitslosenzahlen wieder zu senken, wegen der Statistik natürlich. Ist doch auch ein guter Deal. Okay, man muss ja nicht, wenn man nicht will. Ob x sich dann aber besser fühlt, wenn sie oder er nein sagt und doch wieder als Langzeitarbeitslose abgestempelt wird,ist die zweite Frage. Solche Aktionen haben für mich immer einen schalen Beigeschmack. Wie wär’s denn mit mehr Kohle für die, die den Beruf gelernt haben und bessere Berufsaussichten für die, die nachkommen?. Daran hat man nicht gedacht all die Jahre und will jetzt, dass die Arbeitslosen (also die, die wollen natürlich) das kompensieren?

     

    Ja, geht’s denn noch?

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    Andrea di Lupo

    Arbeitslose & Demenz

     

    Diese ganz, ganz neue Idee hat vor Jahren noch nicht mal mit der Betreuung "normaler" Alten geklappt !!!

    Ein Lob an alle mitdenkenden Ämter etc.! SUPER-Vorschlag!

    -

    Ich (50) bin Langzeitarbeitlose, hasse Krankenhäuser usw.

    und werde in jedem Fall ein Arbeits-Angebot dieser Art ablehnen, da ich weder qualifiziert noch interessiert bin.

     

    Weiß' nicht genau, seit wie vielen Jahren ich angeblich zu alt für einen Job bin. (Reine Dummbacken Erfüllungsgehilfen- Arbeit lehne ich strikt ab.) Kam aber sowieso Null Angebot von der ArGe..., da ich "überqualifiziert" bin. (Lustig, wa?)

     

    Bin ich dement, da ich nicht mehr weiß, ob ich nun 8,9 oder 10 Jahre auf "Hartz IV" bin? Hm.

    Ein Bekannter (Diplom-Sozialpädagoge, 40 oder so) arbeitet seit 4 Jahren in einem "Dementen-Projekt". Ausgerechnet er – in dessen Vertrag sowohl Formulierung als auch Gehalt dem eines Altenpfleger-Schülers entspricht – ist der Einzige, der diesen Zeitraum durchgehalten hat!

     

    1 Haus. 3 Dementen- WG's à 8 Bewohnern. Per WG jeweils 1 Betreuer vor Ort. Im gesamten Haus 1 Person, die Medikamente verabreichen darf. Der "normale" Altenpfleger lacht zunächst darüber "schaff' ich locker! Wo soll denn da ein Problem sein?" etc.

     

    Blöd nur, dass neben "Körperhygiene", "körperlicher Stabilisierung/Aktivierung etc." & (bei denen tatsächlich !!! ) "sehr differenziertem Umgang mit der Vergabe von Medikamenten"... auch das persönliche Eingehen auf jeweilige Demente notwendig ist.

     

    Auf Menschen, die sich zunächst unverständlich verhalten.

    Die z.T. nur Stammeln oder Wortfetzen von sich geben. Ihre Bedürfnisse nicht mehr formulieren können.

    Auf Menschen, die z.T. nicht selbst essen können, Essen gar nicht als dieses erkennen. Rummatschen, den Kram durch die Gegend werfen und den Verwandten u.U. vermitteln, sie würden hier verhungern müssen.

    Aus "heiterem Himmel" Mitbewohner tätlich angreifen. (Pflegepersonal natürlich auch.)

    Die phasenweise wissen, dass etwas mit ihnen "nicht stimmt".

    Sich dafür schämen... weinen...losbrüllen...um sich schlagen...

    und sich natürlich an Nichts erinnern... also Alles noch mal von Vorne...

     

    Nun gut.

    Das (einem sehr großen Krankenhaus angeschlossene) Dementen-WG-Haus hat heftige Personal-Probleme. Kaum jemand bleibt länger als 4 Wochen. Die meisten sind zu feige zur Ehrlichkeit. Sie werden entweder wirklich oder papierig "krank", um ihren Abgang einzuleiten.

     

    Mein Bekannter ist wahrlich kein "Held". Er macht die Küche vielleicht nicht so toll sauber & faltet die Wäsche nicht immer so perfekt, wie's die Altenpflegerinnen wollen, die einfach nur augenscheinliche Perfektion sehen – ohne dabei die Menschen zu beachten.

     

    Nun gut. Er denkt & tickt anders. Völlig simpel "das könnte meine Mutter sein" etc.

    Er nimmt sich diese Zeit für Gespräche, u.a. um Konflikte ansprechen und nicht zu verwässern/beschönigen...

    Sowohl zu Kunden, Angehörigen & denkenden Mitarbeitern/Chefs.

     

    Und sei's beim gemeinsamen Zigarettenrauchen im Garten.

    Oder beim Durchblättern von Foto-Alben & Fragen stellen.

    Und ganz vielen anderen "Kleinigkeiten", die einfach nicht "in

    den Plan passen".

    Ganz bestimmt nicht für dämliches Heimatlied singen (Hallo, da sind bereits Rolling Stone-Fans dabei!!!) oder Blöd-Bastel-Aktionen auf Baby-Niveau.

    "Abschalten können" ist eine Gabe, die nicht jedem gegeben wird. SEHR WEISE: Kontakt zu Mitarbeitern/Angehörigen etc. auf Arbeitszeit beschränken.

     

    Wenn Menschen mit abgeschlossener Altenpflege- Ausbildung immer noch ohne Gefühl für sich selbst und fremde Menschen sind/bleiben (und sei es aus Selbstschutz oder auch Blödheit), sind diese genau so fehl am Platze, wie ein ehemaliger Frag-mich-Kirchen-Arbeitsloser für ein Memory-Spiel mit Dementen.

     

    Der Denk- und Handlungs-Ansatz "Es könnten meine Eltern... ich selbst... sein" ist wirklich so einfach, dass man ihn nur noch durchhalten muss.

     

    ICH könnte/will das nicht mehr, weil ich erfahrungsgemäß darüber selbst einmal so ganz richtig "baden" ging. Dementen/Sterbe-Betreuung zu Hause ist nicht wirklich die immer für Alle beste Lösung. Wirklich nicht.

  • T
    Tina

    Gesucht: Betreuung mit HERZ - auf HARZ-IV Basis

     

    Da soll dann demnächst x oder y bei der Demenzbetreuung helfen. Hm, nach „Umschulung“ oder „Auffrischung“ natürlich! Wenn es denn bei den 10.000 Stellen darum geht, bereits in der Altenpflege Erfahrene einzusetzen, die gerne wieder arbeiten möchten, gut. Warum greift man dann nicht einfach auf die zurück, die es bereits gibt? Kräfte gibt es, aber sie werden zu schlecht bezahlt, und klar, es kommt kein Nachwuchs, weil sich das ja mittlerweile rumgesprochen hat. (Das wäre dann hier auch noch eine interessante Frage: Was verdienen dann eigentlich die vom Arbeitsamt neu ausgebildeten Kräfte bei so viel sozialem Engagement? Nur auf Harz IV? Supi! Da ist Motivation ja schon vorgeplant). Und wie stellt man sich das dann vor, wenn demnächst die y mit nem Crashkurs vom Arbeitsamt (haben die überhaupt nen Gesundheitszeugnis dafür?) auf Pflegebedürftige losgelassen wird? „Hallo bin y, ich bin ab heute Ihnen zugeteilt. Na, ja ich hab noch nicht so viel Erfahrung mit Pflege, aber meine Langzeitarbeitslosenstory.. die kommt immer gut. Also, liebe Tante, es war ein mal vor gar nicht allzu langer Zeit...“ So oder so ähnlich?

     

    Fazit: Beschäftigung für Kranke ist nicht gleich Pflege für Kranke und die lernt man vor allem nicht im Chrashkurs, auch gut ausgewählt nicht. Apropos ausgewählt: Toll ist hier auch der Satz von Herrn Vater aus dem Ministerium. Die Gefahr, dass Menschen gegen ihren Willen in Pflegeheimen arbeiten, sehe er nicht: „Es wird darum gehen, ob jemand geeignet ist oder nicht.“ Och,was dann, wenn die Frau x geeignet ist, aber nicht möchte? Wird sie sich dann asozial fühlen müssen, weil sie nicht mitmacht bei der großen Sozialaktion des Arbeitsamtes und sich dafür wohlmöglich auch noch rechtfertigen müssen (Langzeitarbeitslos ist sie ja schon)? Oder was denn dann, wenn dem „Ich komme vom Arbeitsamt-Helfer“ nach 12-stündigem Händchenhalten, dann die Einfühlsamkeit versagt? Für den Hilfesuchenden, zu Betreuenden, eine Zumutung. Gerade Demenzkranke erspüren besonders sensibel, was um sie herum vorgeht und können das geringste Zeichen von Hilflosigkeit des Gegenübers gut begreifen. Aggressivität ist an der Tagesordnung, das muß man erst mal können. Die ganze Aktion ist beschämend, weil man damit Demenzkranken den Status von „ach die merken ja sowieso nichts“ gibt, aber auch Arbeitslose abwertet (die haben ja sonst nichts zu tun). Denn wenn jeder noch so gute und motivierte, einfühlsame Langzeitarbeitslose, plötzlich das Helfertalent an sich ist, dann stimmt doch was nicht? Ach so: Beruf verfehlt! tz,tz..Mal sehen bei wie vielen das zutrifft. Hoffentlich muss der Helfer, dann nicht schmerzlich fühlen, dass er vielleicht nicht helfen kann mit Halma-Spielen. Wie schwer es ist, auch mit der eigenen Verantwortung und den eigenen Gefühlen klar zu kommen, bei der Betreuung anwesend und konzentriert zu sein, sich abgrenzen zu können und müssen, tritt allerspätestens dann auf. Na dann mal los.

     

    Ich geh mal helfen- das geht nicht gut- für beide Parteien nicht. Ich spreche nicht gegen Arbeitslose sondern gegen die Aufmachung der Aktion bei der Arbeitslose "eingebaut" werden sollen. Vielleicht gibt es tatsächlich auch einige, die davon profitieren können und sich so wieder in die Gesellschaft integriert fühlen oder sogar eine neue Herausforderung für ihr Leben finden. Doch dann könnte man die Aktion auch auf kleiner Flamme kochen und in kleinen Aktionen auf Arbeitslose zugehen. Hier wird flambiert, geschüttelt, gerührt- soll ja schnell gehen, klar. Auf Dauer, wenn die Pflege nicht der gewünschte Beruf ist, oder er nicht dazu werden sollte, wird das nicht funktionieren. Hier wird staatliches Interesse sozial schön ansehnlich verpackt. Mit Schleifchen. Dahinter steckt doch eins: die Situation beim Pflegepersonal schön machen zu wollen und die Arbeitslosenzahlen wieder zu senken, wegen der Statistik natürlich. Ist doch auch ein guter Deal. Okay, man muss ja nicht, wenn man nicht will. Ob x sich dann aber besser fühlt, wenn sie oder er nein sagt und doch wieder als Langzeitarbeitslose abgestempelt wird,ist die zweite Frage. Solche Aktionen haben für mich immer einen schalen Beigeschmack. Wie wär’s denn mit mehr Kohle für die, die den Beruf gelernt haben und bessere Berufsaussichten für die, die nachkommen?. Daran hat man nicht gedacht all die Jahre und will jetzt, dass die Arbeitslosen (also die, die wollen natürlich) das kompensieren?

     

    Ja, geht’s denn noch?

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    Andrea di Lupo

    Arbeitslose & Demenz

     

    Diese ganz, ganz neue Idee hat vor Jahren noch nicht mal mit der Betreuung "normaler" Alten geklappt !!!

    Ein Lob an alle mitdenkenden Ämter etc.! SUPER-Vorschlag!

    -

    Ich (50) bin Langzeitarbeitlose, hasse Krankenhäuser usw.

    und werde in jedem Fall ein Arbeits-Angebot dieser Art ablehnen, da ich weder qualifiziert noch interessiert bin.

     

    Weiß' nicht genau, seit wie vielen Jahren ich angeblich zu alt für einen Job bin. (Reine Dummbacken Erfüllungsgehilfen- Arbeit lehne ich strikt ab.) Kam aber sowieso Null Angebot von der ArGe..., da ich "überqualifiziert" bin. (Lustig, wa?)

     

    Bin ich dement, da ich nicht mehr weiß, ob ich nun 8,9 oder 10 Jahre auf "Hartz IV" bin? Hm.

    Ein Bekannter (Diplom-Sozialpädagoge, 40 oder so) arbeitet seit 4 Jahren in einem "Dementen-Projekt". Ausgerechnet er – in dessen Vertrag sowohl Formulierung als auch Gehalt dem eines Altenpfleger-Schülers entspricht – ist der Einzige, der diesen Zeitraum durchgehalten hat!

     

    1 Haus. 3 Dementen- WG's à 8 Bewohnern. Per WG jeweils 1 Betreuer vor Ort. Im gesamten Haus 1 Person, die Medikamente verabreichen darf. Der "normale" Altenpfleger lacht zunächst darüber "schaff' ich locker! Wo soll denn da ein Problem sein?" etc.

     

    Blöd nur, dass neben "Körperhygiene", "körperlicher Stabilisierung/Aktivierung etc." & (bei denen tatsächlich !!! ) "sehr differenziertem Umgang mit der Vergabe von Medikamenten"... auch das persönliche Eingehen auf jeweilige Demente notwendig ist.

     

    Auf Menschen, die sich zunächst unverständlich verhalten.

    Die z.T. nur Stammeln oder Wortfetzen von sich geben. Ihre Bedürfnisse nicht mehr formulieren können.

    Auf Menschen, die z.T. nicht selbst essen können, Essen gar nicht als dieses erkennen. Rummatschen, den Kram durch die Gegend werfen und den Verwandten u.U. vermitteln, sie würden hier verhungern müssen.

    Aus "heiterem Himmel" Mitbewohner tätlich angreifen. (Pflegepersonal natürlich auch.)

    Die phasenweise wissen, dass etwas mit ihnen "nicht stimmt".

    Sich dafür schämen... weinen...losbrüllen...um sich schlagen...

    und sich natürlich an Nichts erinnern... also Alles noch mal von Vorne...

     

    Nun gut.

    Das (einem sehr großen Krankenhaus angeschlossene) Dementen-WG-Haus hat heftige Personal-Probleme. Kaum jemand bleibt länger als 4 Wochen. Die meisten sind zu feige zur Ehrlichkeit. Sie werden entweder wirklich oder papierig "krank", um ihren Abgang einzuleiten.

     

    Mein Bekannter ist wahrlich kein "Held". Er macht die Küche vielleicht nicht so toll sauber & faltet die Wäsche nicht immer so perfekt, wie's die Altenpflegerinnen wollen, die einfach nur augenscheinliche Perfektion sehen – ohne dabei die Menschen zu beachten.

     

    Nun gut. Er denkt & tickt anders. Völlig simpel "das könnte meine Mutter sein" etc.

    Er nimmt sich diese Zeit für Gespräche, u.a. um Konflikte ansprechen und nicht zu verwässern/beschönigen...

    Sowohl zu Kunden, Angehörigen & denkenden Mitarbeitern/Chefs.

     

    Und sei's beim gemeinsamen Zigarettenrauchen im Garten.

    Oder beim Durchblättern von Foto-Alben & Fragen stellen.

    Und ganz vielen anderen "Kleinigkeiten", die einfach nicht "in

    den Plan passen".

    Ganz bestimmt nicht für dämliches Heimatlied singen (Hallo, da sind bereits Rolling Stone-Fans dabei!!!) oder Blöd-Bastel-Aktionen auf Baby-Niveau.

    "Abschalten können" ist eine Gabe, die nicht jedem gegeben wird. SEHR WEISE: Kontakt zu Mitarbeitern/Angehörigen etc. auf Arbeitszeit beschränken.

     

    Wenn Menschen mit abgeschlossener Altenpflege- Ausbildung immer noch ohne Gefühl für sich selbst und fremde Menschen sind/bleiben (und sei es aus Selbstschutz oder auch Blödheit), sind diese genau so fehl am Platze, wie ein ehemaliger Frag-mich-Kirchen-Arbeitsloser für ein Memory-Spiel mit Dementen.

     

    Der Denk- und Handlungs-Ansatz "Es könnten meine Eltern... ich selbst... sein" ist wirklich so einfach, dass man ihn nur noch durchhalten muss.

     

    ICH könnte/will das nicht mehr, weil ich erfahrungsgemäß darüber selbst einmal so ganz richtig "baden" ging. Dementen/Sterbe-Betreuung zu Hause ist nicht wirklich die immer für Alle beste Lösung. Wirklich nicht.